Das erinnert mich so ein bißchen an die Geschichte, als wir einen neuen Platz für unser altes Vereinspferd gesucht haben. Unser Kinder-Volti-Schecke war in die Jahre gekommen und wir wollten ihn an einen schöne Platz verschenken, damit er bei eingeschränkter Nutzung noch ein paar schöne Jahre haben kann. Es fand sich die Bekannte einer Bekannten, die ein ganz braves Pferd für gelegentliche Ausritte suchte. Da sie ein bißchen schlecht von ihrem Hof weg kommt, hatten wir uns bereit erklärt, den Schecken vorbei zu bringen und sie sollte ihn auch gleich probieren, damit er bei einvernehmlichem Gefallen (uns der Platz und ihr das Pferd) dort bleiben kann. Soweit so gut.
Wir stellen das Pferd also erst mal in seine neue Box, inspizieren die Unterbringung (sehr schön, Paddockbox mit großzügigem Auslauf und direktem Zugang zu zwei verschiedenen Wiesenstücken), trinken einen Kaffee und dann geht’s los. Pferd wird kurz übergeputzt, gesattelt, gezäumt, alles gut und mustergültig. Frau XY „da hinten geht der Weg lang, auf dem wir sonst immer reiten“. Alia „na dann, nur zu“. Frau XY „ich bin alleine ein bißchen unsicher“. Alia „o.k., mein Mann und ich laufen mit“. Frau XY „ich führe dann erst mal ein Stück“. Alia „auch gut“.
Diverse Meter weiter, Frau XY „ich bin mir ein bißchen unsicher, könntest Du nicht erst mal reiten?“, Alia nutzt die Chance und erklettert das Pferd. Einige Meter weiter, Frau XY „der ist ja wirklich ganz brav, ich glaube, wir können jetzt mal tauschen“. Pferdetausch, einige 100 Meter weiter, Frau XY „ich würde ja gerne mal traben, aber traue mich nicht so richtig, kannst Du mal?“. Erneuter Pferdetausch, Alia bricht sich ein Stöckchen von der nächsten Hecke, weil der Schecke noch nicht wirklich realisiert hat, daß er nicht mehr in seiner Box steht, danach ist auch Trab und Galopp möglich. Frau XY „ah ja, der macht ja wirklich nichts, wir können dann wieder tauschen“. Erneuter Pferdetausch, einige Meter weiter, Frau XY „da vorne kommen andere Pferde, ist er da trotzdem lieb?“, Alia „ja klar“, Frau XY „ich bin mir aber unsicher, kannst Du nicht noch mal drauf?“. Erneuter Pferdetausch, und das hatten wir dann auch noch mal, als wir an einer Koppel mit anderen Pferden drauf vorbei mußten und als es ein Stück steiler bergab ging. Zum Schluß hat sich Frau XY aber sogar getraut ein Stück zu traben. Wir haben den Schecken also da gelassen und auf seine Geduld gehofft.
Einige Wochen später – es kamen durchweg nur positive Rückmeldungen – haben wir ihn mal besucht. Frau XY „Longieren kennt er aber nicht so, oder?“ Alia „doch, als Voltipferd sollte er schon wissen wie das geht“. Frau XY „hm, dann hatte die Longe wahrscheinlich eine andere Farbe und das irritiert ihn“. Schon klar…. Versteht mich nicht falsch, die Frau ist wirklich total lieb zu dem Pferd und er hat da den Himmel auf Erden, aber bei einem etwas weniger geduldigeren Tier, würde ich mir schon Sorgen machen, daß die Hölle das Regiment übernimmt.
_________________ Ich habe keine Macken, das sind Spezialeffekte. Ich sehe nur so brav aus, damit die Überraschung größer ist.
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