Ich kann es auch sehr gut verstehen, das man in so einer Situation irgendwann nicht mehr kann und keine reiterliche Perspektive mehr sieht. Ich hatte relativ lange drei nicht oder nur eingeschränkt reitbare Pferde, die zum Teil sehr pflegeintensiv waren. Das war nur mit zwei Jobs finanzierbar, und die Erkrankung meines ersten, liebsten und besten eigenen Pferdes hat mir finanziell fast das Genick gebrochen. Als ich dieses Pferd wieder etwas reiten konnte, und wegen der Erkrankung auch musste, hat es mir auch sehr oft keinen Spaß gemacht, weil es eben nicht so schön und leicht war wie früher, und klar war, so wie es mal war geht es nicht mehr. Trotzdem habe ich das gemacht, jeden Tag, bei jedem Wetter, egal wie spät es geworden war. Wenn ich mal einen Tag etwas weniger gemacht habe, hatte ich direkt Angst das es sich negativ auswirken könnte. Trotzdem gab es so viele schöne Momente, und mir war immer klar, das dieses Pferd trotz allem das schönste, liebste und beste ist. Seit er tot ist vermisse ich ihn jeden Tag, und bin trotz der vielen Arbeit die weg fällt und der eingesparten Kosten kein bißchen erleichtert. Das Nachwuchspferd hatte einen Weideunfall, musste ein Jahr stehen, dann antrainieren, und dann war endgültig beschlossen das es nicht belastbar wird. Also gehe ich mit diesem Pferd spazieren, putze und tüddel. Ich mag das Pferd, und behalte es, eben weil ich es mag. Dann habe ich noch den Rentner, jetzt ca 37, der auch Arbeit und Kosten verursacht. Trotzdem bleibt er, obwohl er nicht mein altes Pferd ist, ich habe ihn übernommen als er 21jährig "weg" musste. Ich denke man sollte sich ganz klar darüber werden, was genau man nicht mehr mag, und was eben doch Spaß macht. Wenn alles doof wäre, wäre das Pferd weg, oder? Wenn es nur die Verpflichtung ist, das Pferd zu reiten, gibt es dafür Lösungen, es gibt ja Leute die haben Zeit und reiten gut, haben aber kein Pferd. Man muss ein Pferd nicht reiten, ich gehe mit meinem ja auch spazieren (spazieren reiten dürfte ich laut TA, das macht mir aber keinen Spaß ein Pferd auf der Vorhand durchs Gelände latschen zu lassen und dabei draufzuhocken) Seit wir spazieren und joggen hat sich unsere Beziehung eher verbessert. Meine Pferde behalte ich, weil ich sie als Persönlichkeiten mag. Zum Thema verkaufen sage ich zwar auch immer wieder bei schwierigen Fällen, das man solche komplizierten Fälle nicht aus der Hand geben kann, andererseits staune ich immer wieder was sich Leute für Pferde anschaffen, und sie dann aufopferungsvoll pflegen. Ich war sicher es kauft niemand eine mittelgroße, schmale Traberstute unbekannten Alters, ohne Galopp, ohne sonstige Ausbildung, mit chronischen Augenproblemen und Futterunverträglichkeiten. Das Pferd ist Gesellschaftspferd und Ausreitepferd (natürlich mit relativ teurem Spezialbeschlag) und lebt sehr glücklich bei seinen neuen Besitzern. Oder ein Polopony das nach einem Unfall nur noch ein Auge hatte, oder ein kleiner älterer Ponywallach, der obwohl er "nur" Gesellschafter ist, alle zwei Tage bespaßt wird, Dopppellonge, Bodenarbeit, Freispringen, Spaziergänge... Wenn man will wird man alles los, auch in gute Hände, warum soll jemand anders das Pferd nicht auch lieb haben können? Alle drei von mir genannten Pferde haben sich durch den Verkauf/die Abgabe deutlich verbessert. Weil ich immer sehr sehr vorsichtig bin, würde ich eine Rückkaufoption vereinbaren. Damit lässt sich verhindern, das es dem Pferd irgendwann doch schlecht geht.
|