Ich hoffe mal wieder auf das Entenschwarmwissen... Es geht um das Pferd einer Reitschülerin, ein Araber-Ponymix, Stute, von ihr selber mit Unterstützung einer Trainerin ausgebildet. Nach gut 2 Jahren wechselte sie zu mir. Das Pferd wurde gebisslos geritten und war schlicht sehr gefährlich. Sie hatte auf dem Platz keine Kontrolle über das Tempo und die Richtung, das Pferd war hektisch und unkonzentriert und nur darauf aus, so schnell wie möglich den Platz zu verlassen. Ausreiten war nur mit Pferdefreunden möglich, und dann uferte das oft in Steigen, buckeln und durchgehen aus. Zusätzlich klebt das Pferd und lässt sich von unbekannten Personen gar nicht anfassen, von bekannten Personen nicht hinten, also hinter dem Sattel. Wir haben das kleben abgestellt, eine Bremse installiert, den Stress auf dem Reitplatz deutlich reduziert und steigen und bocken kommt so gut wie nicht mehr vor. Aber die doofe Zunge.... Ich habe es für zu gefährlich befunden, das Pferd weiter mit einem Flower Hackamore zu reiten, weil es eben keine Kontrolle gab, und das Pferd schon wusste, wenn es kräftig pullt hat die da oben nichts mehr zu melden. Also haben wir mit viel Geduld ein Gebiss gesucht das die Stute toleriert. Und ganz langsam angefangen. Zuerst nur ins Maul gelegt für den Weg zurück vom Reitplatz zum Hof, dann erst herausgenommen, wenn das Maul ruhig und geschlossen war. Dann das Gebiss zusätzlich zum Knotenhalfter angezogen und damit etwas longiert, bzw geführt, immer gelobt wenn das Maul ruhig und geschlossen war. Dann geführt und longiert mit Reiterin, und schliesslich geritten, zuerst die Zügel gleichzeitig ins Knotenhalfter und Gebiss geschnallt, später nur ins Gebiss. Das Pferd mag Gebisse lieber, die schwer sind, also auf keinen Fall hohl. Dicke Gebisse gehen gar nicht, und alles was beweglich ist, auch nicht. Zur Zeit läuft es mit einer Westernausbildungswassertrense, einfach gebrochen, sehr schwer und minimal anatomisch geformt. Das Pferd spielt wenn es Stress hat, extrem mit der Zunge, trägt die meist auch über dem Gebiss, sogar dann wenn das Maul geschlossen ist. Zuerst habe ich gedacht, es liegt daran, das die vorherige RL das Gebiss (dick, einfach gebrochen, hohl) immer recht schnell herausgenommen hat, wenn das Pferd so extrem die Zunge gestreckt hat. Also, Gebiss rein, damit es sich daran gewöhnt (im stehen auf dem Reitplatz der eh stressbesetzt war) und dann das Gebiss einfach irgendwann wieder raus, und beschlossen: dieses Pferd mag kein Gebiss. Ich weiß, das man sagt Zungenfehler sind immer Reiterfehler, ich bin aber in diesem Fall sicher, das die Besitzerin auf keinen Fall jemals hart anpackt, die sitzt sehr entspannt und mit durchhängendem Zügel auf ihrem Geschoss, wenn es mal wieder über den Reitplatz knattert, weil neben an ein Vogel aufgeflogen ist. Ich bin mit meinem Latein am Ende, wir haben echt viele Gebisse durch, zuletzt ein Ledergebiss. Der derzeitige Plan ist, mit dem Pferd noch gezielter zu trainieren sich von unbekannten Personen anfassen zu lassen, um das Pferd chiropraktscih/osteopathisch checken zu lassen.
Hat jemand eine Idee, was wir noch unternehmen können? Meine Idee wäre noch, es mit einem Nathe Gebiss (ich befürchte es ist zu leicht) oder mit einer Stange zu probieren. Gibt es eine Stange mit Zungenfreiheit ohne Anzüge? Hat zufällig jemand so etwas herumliegen und verkauft es?
Und bevor jetzt alle wettern, man müsse die Grundlagen trainieren, ja, richtig, machen wir. und wir haben schon viel erreicht. das Pferd ist recht stressfrei auf dem Reitplatz, geht alleine und in der Gruppe und Gelände, es geht nicht mehr durch, es lässt sich von freundlichen Personen schon beim zweiten Besuch anfassen und ist insgesamt ruhiger und weniger hektisch. Es läuft brav alle GGA, mit miserabler Anlehnung aber in sehr schöner Haltung, anhalten aus dem Trab, Volten und Bahnfiguren funktionieren gut nur über den Sitz und es kann Vorhandwendung, Rückwärtsrichten und Schulterherein im Schritt.
Fernziel der Besitzerin ist, irgendwann mal Turniere im ganz unteren Bereich zu reiten, aber mit der Zunge braucht man nicht loszufahren.
Danke fürs Lesen dieses doch sehr langen Textes!
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