@singvogel, danke für die Thread-Verlinkung, ich musste gerade eben sehr über unserer beider Beiträge in diesem Thread sehr lächeln.
zu dem von lotte-hotte beschriebenen Fall hab ich noch ein paar Anmerkungen:
ich würde eher keine Bügel rausschnallen, das führt meiner Meinung nach zu noch mehr klemmen. Für den Reiter würde ich eher den Bügel ziemlich kurz machen, um alle Gelenke - Hüfte, Knie, Fuß verstärkt zu beugen und mitfedern zu lassen im Trab, Galopp. Das führt zu mehr Mobilität und hilft ganz gut.
Ein ganz anderer Ansatzpunkt ist allerdings noch die innere Einstellung zum Pferd, dem "Energiesparmodell". Grundüberlegung muss IMMER sein, das Pferd ist ein LAUFtier, das Pferd ist auch ein FLUCHTtier, selbst der trägste Kaltblüter wird beim Anblick des Tigers davon galoppieren können. Selbst der trägste Kaltblüter freut sich über grünes Gras und galoppiert furzend über eine frische Wiese oder spielt mal mit den Kumpels. Eine wichtige Erkenntnis ist daher, dass JEDES Pferd für sich alleine sich in den Grundgangarten irgendwie vorwärtsbewegen kann, OHNE dass es irgend eine Hilfe benötigt. Ich lasse mal Spezial-Fälle wie total klemmig, weil kaputtgeritten außen vor, die nicht laufen können, sondern gehe jetzt mal von dem normal-triebig-gerittenen Pferd aus. Ich kann dem Reiter klar machen, dass die Hilfe des Beines immer nur die Berührung des Hosenstoffes (Stiefelleders) am Pferdebauch ist, und zwar mit der Stelle des Beines, die, wenn es runterhängt, das Pferd berührt. Das ist meist irgendeine Stelle der Wade, keine Ferse (außer bei 1,50 mZwergen auf 1,90m Elefanten). Als Hilfe zum vorwärts gebe ich also eine Gefühl des Beines an das Pferde-Fell ab. wenn das Pferd nicht reagiert - was es sicher nicht tun wird - ist die Verstärkung IMMER die Gerte auf den Boppes des Pferdes.
Es ist sehr wichtig, das Pferd leicht am Bein zum machen, denn ein Pferd, das gelernt hat, dauerhaft getrieben zu werden, mit egal welchem Körperteil, macht es ungleich schwerer für den Schüler, das Klemmen jemals abzustellen.
Will sagen, Sitz verbesserung wird nur nachhaltig sein, wenn das Pferd auch wirklich vorwärts geht.
Wenn Du das Pferd manchmal reitest, stelle auch Du für Dich mal fest, ob Du das Pferd so reiten kannst, Antritt = Gefühl des Hosenstoff am Pferdebauch, weiterlaufen = neutrales Bein.
Ich würde also immer eine reine "vorwärts-reiten-lernen"-Stunde vor weiterführenden Sitzkorrekturen voranstellen und immer wieder zwischen einbauen. Der Reiter kann nur leicht werden in seiner Klemmigkeit wenn das Pferd geht, das Pferd wird nur von sich aus alleine gehen, wenn es nicht mehr dauernd geklemmt wird. Das heißt also, man muss wechselnd an beiden Baustellen arbeiten. Bei ganz schwierigen Fällen handhabe ich es auch manchmal so, dass ich das Pferd erst frisch mache, damit es zumindest für den Rest der Einheit weitestgehend freiwillig läuft, und wende dann den Rest der STunde auf, dass der REiter fühlt, dass das Pferd vorwärts geht, und sich dann besser mit dem nicht-mehr-klemmen auseinandersetzen kann.
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