Liebe Enten
Ich habe hier schon so viele wertvolle Tips bekommen, und auch heute hoffe ich auf die ein oder andere Meinung...
Leider wird das ein längerer Text, aber vielleicht kämpft sich ja jemand durch.
Ich habe mir 2013 ungeplant eine 3 jährige Stute gekauft, die grad ihre Stutenprüfung absolviert hatte. Eine Halbblutstute mit ordentlich Temperament, Motivation und einem tollen Charakter. Ein bisschen klein geraten, aber das war mir egal. Ich habe sie dann erstmal wieder auf die Weide gestellt, bin in dem Sommer aber schwanger geworden mit dem 3. Kind.
Ich habe einfach auch nachmehreren Anläufen keinen Anfang mehr mit der Stute gefunden. Es war mir einfach nicht möglich sie konstant und regelmäßig zu arbeiten. Außerdem wollte ich nach starker Gewichtszunahme eh nicht auf das kleine Pferdchen.
Nach langem Hin- und Herüberlegt entschied ich mich, sie zur Verfügung zu stellen. Hatte selber schon Pferde zur Verfügung und finde das ist ein gutes Modell.
Nun, ein junges Pferd. Über ein Jahr nicht geritten. Klein und zierlich. Und ich hab so meine Vorstellungen. War nicht so leicht...super viele Anfragen, zu 95% nur unpassende Leute.
Dann meldete sich eine Mutter. Sie suche für ihre 14 Jahre alte Tochter ein Pferd zum Umstieg aufs Großpferd. Nee. Bitte nur Volljährige. An ein Kind gebe ich das Pferd nicht, die Verantwortung möchte ich nicht übernehmen. Mama blieb hartnäckig. Erzählte vom eigenen Stall, vom Talent der Tochter, von ihrer früheren Arbeit als Bereiterin. Dass sie sich der Arbeit mit einem jungen, rohen Pferd bewusst seien und auch der Verantwortung, die sie für Pferd und auch Tochter übernehmen müsste.
Naja. Man kann sich ja mal kennenlernen. Mutter und Tochter kamen, und es passte. Tochter hat sich gleich in Stuti verliebt. Ging mit ihr spazieren, longiert sie, und merkte gleich, dass sie hinten links nicht ganz klar lief. Ach, war mir gar nicht aufgefallen.
Beide machten einen sehr kompetenten Eindruck, und wollten unbedingt mein Pferdchen zu sich holen. Meine Voraussetzungen waren täglicher Weidegang das ganze Jahr, weil Stute sonst die Wände hochklettert. Wurde auch vertraglich festgehalten. Reiten kein Muss, aber wenn mit Sinn und Verstand, Unterricht und vor allem dem jeweiligen Ausbildungsstand entsprechend.
Turnierteilnahmen ok, aber in Maßen und sollte nicht im Vordergrund stehen.
Soweit alles gut, man war sich einig der gleichen Ansicht zu sein.
Pferd wurde im August abgeholt, seither bekomme ich ständig Nachrichten, Bilder und updates. Kind hat natürlich ein smartphone und whatsapp ;-) habe mich immer sehr darüber gefreut!
Schnell ist sie drauf geklettert, es klappte von Anfang an super, als wäre sie grad vom Beritt gekommen. Kind happy. Mama happy. Ich erleichtert ohne Ende.
Es war wirklich, wie ich es mir gewünscht habe. Jemanden zu finden, der das Pferd ins Herz schließt, auch Tüddeln will und nicht nur reiten, und eine Verbindung zum Pferd hat.
Neben "ich liebe dieses Pferd" und "das beste Pferd im Stall" Nachrichten kam dann irgendwann der erste "Tiefpunkt". Pferd schlägt mit dem Kopf. Das war schon ein Drama. "Warum macht sie das? Warum ist sie so gegen mich?" Ja. Keine Ahnung. Bin ja nicht da. Dann war wieder alles gut. Pferd wieder das beste Goldstück. Ich bin dann kurz nach Weihnachten hin gefahren, und sie wollte mir auch vorreiten. Hätte sie nicht machen müssen, hat mich aber seht gefreut!
Ich war sowas von überrascht, wie toll dieses Pferd lief! Die kleine hat da einen ganz tollen Job gemacht mit meinem Pferd zusammen. Die paar Freudenbuckler saß sie lachend aus, ich war also mehr als glücklich und beruhigt. Und fasziniert von Mamas Unterricht. Also alles in allem ganz toll.
Zwischendurch bekam ich immer wieder Fotos, Videos und Liebesbriefe. Klar. Ein paar Sachen fand ich überflüssig. Viel rumgeeier, Steigen an der Hand weil es ja so schön aussieht, Freispringen ohne Plan in der Minischeune....gut, ich war auch mal jung. Alles gut.
Das erste Turnier wurde genannt für Anfang März. E Dressur. Wieder alle Happy. Dann kamen die ersten Heul-Audionachrichten. Veta spinnt. Die ist heute gestiegen. Die bringt mich um.....ich hab gar nichts gemacht. Ich glaube sie hasst mich.......
Ja. Ich habe das erste Mal ein ungutes Gefühl gehabt. Weil ich Angst habe, dass was passiert. Und weil ich dieses Gejammer nervig fand. Nicht, weil es ein Problem gab. Sondern weil dieses Mädel doch irgendwie so gar keine Ahnung zu haben schien, wie ein Pferd tickt.
Problem war am nächsten Tag vergessen, Pferd wieder das beste.
Kurz vorm Turnier verzweifelte Audios. Sie weiß nicht mehr weiter. Pferd ist wieder gestiegen. Und am nächsten Tag wieder, und das ziemlich hoch. Und ob die das früher schon gemacht hat und warum macht sie das? Und sie weiß nicht weiter. Ging 3 Tage das Drama. Hab schon Plaque bekommen, wenn das Handy Geräusche gemacht hat.
Ein Tag vorm Turnier dann Audios in Dauerschleife. Pferd geht momentan so geil. Steigt nicht mehr, ist total motiviert und überhaupt tut Pferd alles für sie.
Ja. Ich war gespannt, war ja auch Pferdchens erstes Turnier. Bin auch gerne die 2 Stunden hin gefahren. Zum Glück.......... Mutter und Kind waren mit 2 Pferden da. Kind hat noch ein Pony. Sie wollte beide in der gleichen Prüfung reiten. Ja. Sportlich. Also ging das ganze mit viel Stress los. Mein Pferd war das erste. Schon beim fertig machen beim Hängerparkplatz bin ich fast 10 mal in Ohnmacht gefallen, weil Kind so viel Fehlverhalten an den Tag gelegt hat. War total fahrig und am hetzen. Pferd wurde tierisch nervös. Kind wurde ruppig und ungeduldig, Mutter war nicht da. Muss aber dazu sagen, dass Pferd die ganze Zeit absolut händelbar war. Sie war nervös, aber sanft. Kein Ziehen, Rempeln oder so.
Pferd spulte sich nur ganz schön auf. Eher gesagt, Kind spulte sie auf. Ab zum Abreiteplatz. Pferd ein bisschen nervös. Also Longe dran. Sie war nicht die einzige. Andere wollten auch ihre Pferde longieren, was nicht mehr möglich war, weil Kind Pferd wie ne wildgewordene über den ganzen Platz gescheucht hat. Longe ganz lässig mit pinzettengriff gehalten. Ich wieder Ohnmachtsanfälle. Nutzte (logischer Weise) nix, also rauf da. Pferd stand beim Gurten nicht still, Kind wurde aggro. Hab sie dann rauf geschmissen. Und dann sind sie los. So schön, dass ich wirklich mächtig stolz auf die beiden war. Pferd war erst noch etwas fix unterwegs, aber alles kontrolliert und absolut toll!
Dann ging es zur Halle. Prüfung begann. Pferd stand ruhig an, ging gelassen in die Halle. Dann sollte das Paar anfangen, mein Pferd leider voran. Kurz vor Richtertisch war Ende. Pferd glotze, Kind buffte, Pferd stieg und wendete ab. Kind versuchte es noch 2 mal, Pferd stieg wieder und das letzte Mal auch recht hoch. Dann kam die Klingel. Schade, dachte ich. Aber gut, da müssen sie wohl noch üben.
Was ich aber dann erlebt habe, war echt der Graus. Kind schrie, heulte, hasste, haute. Pferd wieder von der Rolle, ging vorne leicht hoch, Kind wurde hysterisch und haute Pferd auf den Kopf. Ritt aber bis zum Hänger. Stieg ab. Heulte, schrie, hasste. Wie kann die mich so hängen lassen??? Warum macht sie das??? Die ist lebensgefährlich! !!! Rums. Sattel runtergerissen. Rums, decke draufgeknallt. Pferd zog schon den Arsch ein und ich hatte gut zu tun, sie am Stehen zu halten. Klatsch, Transportgemaschen hinten rangeschmissen. Zack, Pferdekuss. Kind schrie und heulte noch mehr. Ist aber nix passiert. Pferd wurde auf den Hänger geschoben. Dann musste sie (zum Glück!!!!) mit dem Pony los. Ich bin bei meinem Pferd geblieben und hab sie ein bissl getröstet.
Ich bin dann mit einem ganz schlechten Gefühl nach Hause gefahren. Hätte das Pferd am liebsten am Auto festgebunden.
Hab das dann erstmal sacken lassen. Kind schrieb mich dann zwei Tage später wieder an. Schrieb, wie schlecht das Turnier war und das sie nicht versteht, warum Pferd gestiegen ist. Aber dass sie nicht aufgeben wird und ihr Ehrgeiz jetzt erst recht geweckt sei (oh mein Gott)
Ich habe ihr dann vorsichtig den Tip gegeben, dass sie ruhig bleiben muss und dass Pferd das braucht, und dass wenn Pferd dicht macht, sie verloren hat.
"Wenn du neinst............" war die Antwort. Boah. Da kann ich ja drauf. Habe ihr dann nett erklärt, wie ich den Tag erlebt habe. Darauf in wieder nur Heulaudios. Ich also wieder ein bisschen Gutschigu gemacht und ihr gesagt, dass ich ansonsten ja total zufrieden sei. Was auch stimmt.
Es war dann wieder alles gut, sie wird Pferd nicht aufgeben und nicht mehr hergeben (achja??) Und wird alles dafür tun, weit mit ihr zu kommen.
2 Tage dann überglücklich Nachrichten und Springfotos. Pferd ist das allerbeste (ich weiß)....
Gestern dann: " Sarah??? Pferd ist heute wieder gestiegen und voll mit dem Hals gegen meine Zähne *heul* ich hab voll die Kopfschmerzen. Warum tut sie das nur???????"
Oh Mann. Was weiß ich. Ich habe ihr in der Vergangenheit, wenn ein "Problem" auftrat, immer gesagt dass sie bescheid sagen soll, wenn sie nicht weiter kommt. Ich wäre jederzeit bereit eine zeitlang Profiberitt, Lehrgänge oder so zu zahlen. Will sie nicht. Sie schafft das alleine. Tut sie nicht, sonst würde sie mir nicht ständig Fragen stellen, die ich ihr am wenigsten beantworten kann.......
Jetzt will die Mutter Osteo, Zahnarzt und eine Tierkommunikationstante (????) Kommen lassen um heraus zu finden, warum Veta steigt.
Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, ob ich das ganze nicht einfach beenden soll. Aber es täte mir so leid fürs Mädel. Ich bin mir aber sicher, dass dieses Mädel das Pferd einfach mit der ganzen Spielerei und dem ganzen Übertüddeln und Ehrgeiz verrückt macht. Sie liebt das Pferd ja so. Spielt immer Fangen auf dem Paddock mit ihr. Kurz vor Weihnachten dann die Beschwerde, das Pferd würde sie hassen, sei mit angelegten Ohren auf sie zu gerannt....ja. MEIN allerliebste Kuschelpferd????
Dazu kommt, dass sie im November ihren Stall aufgegeben haben und Stuti jetzt in einem Stall steht ohne Weidegang. Nur kleines Paddock. Stuti ist aber die, die morgens erstmal richtig abspackt und ihre Runden rennt und bockt, bevor sie die Nase ins Gras steckt... Gefällt mir also gar nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Hab Angst ums Kind und auch um den tollen Charakter meines Pferdes.
Ich kann sie auch verstehen, dass sie das mit dem Steigen schlimm findet. Und in der Prüfung war das auch mal gut hoch. Und das Pferd war nachher nervös, aber immer kontrolliert. Nie kopflos.Wenn man sie geführt hat, war alles gut. Ich hatte sie ja die ganze zeit an der Hand. Also für meine Begriffe alles ganz normal. Und ein guter Reiter hätte sie sicherlich auch zum Richtertisch schicken können. Sie aber halt nicht. Und das ist auch nicht schlimm. Aber wenn sie derart Beratungsresistent ist, wie soll das jemals was werden?? Ich habe gestern nochmal Profiberitt vorgeschlagen. Aber Kind meint ein Profi bekommt das auch nicht hin. Ja. Schon klar.... Ich weiß auch nicht, ob ich die ohne Ahnung bin. Ich fand das alles (bis auf das Verhalten vom Kind) nicht dramatisch. Steigen ist kacke. Keine Frage. Und es ist gefährlich. Aber sie steigt meiner Meinung nach, weil sie überspult wird, und weiß dass sie so dem ganzen ein Ende setzt. Ich kann euch auch gerne ein Video schicken. Ich glaube weder an Zähne, noch an Rücken, noch an frühkindliches Trauma. (Hihi) Im Beritt und dann Stutenprüfung war man schwer begeistert von Stuti. Man hat uns ans Herz gelegt, dass dieses Pferd unbedingt in die Vielseitigkeit muss. "Die gehört in den Busch. Die hat Herz!" Und das Pferd ist echt gut. Und das Mädel eigentlich auch. Aber ich weiß auch nicht........... Es ist auch nicht so, dass ich von "Problemen" nichts wissen will. Überhaupt nicht. Mich regt es nur auf, wenn ich merke, was für ein Quatsch da reininterpretiert wird. Und somit auch keine Lösung gefunden wird. Und wenn ich dann mal was sage, dann bekomme ich Nachrichten wie " ich bin grad voll am heulen. Warum verstehst du mich nicht?" " Das mit dem Tritt hätte sie sich sparen können. Das hat sie noch nie gemacht" öh. Nee? Deshalb mache ich mir ja Sorgen. Sie weiß, dass sie mir das Pferd jederzeit bringen kann. Das habe ich auch aktuell gesagt. Sie braucht kein schlechtes Gewissen haben. Sie ist ja mein Pferd und letztendlich ist dann auch das für mich vollkommen ok. "Nein. Ich gebe sie nicht auf. Ich gebe sie nicht wieder her" irgendwie finde ich das beängstigend und verrückt.
Was denkt ihr, wenn ihr das lest? Bin ich zimperlich? Bin ich zu anspruchsvoll? Bin ich zu locker? Vielleicht mag sich jemand die Videos ansehen? Sieht nach "ich geh da jetzt nicht hin" aus. Und nicht nach "Au, meine Zähne" Ich habe einfach keine Lust, dass da jetzt rum experimentiert wird. Der Osteo findet immer was. Und Tierkommunikationstante sicher auch. Ich glaube, dass wird total überdramatisiert und ist in Wirklichkeit einfach eine Grenze der Kompetenz. Was vollkommen okay ist.
_________________ Liebe Grüße, Inga
|