Bei dem Problem muss ich mich mal anhängen aus aktuellem Anlass. Bei uns ist's allerdings heftiger.
Meine Stute lässt sich normalerweise problemlos führen, eigentlich Modell treudoof und Schnarchnase am Strick. Wenn sie ausgelastet ist...
Aufgrund der Wetterlage und den Matschewiesen ist aktuell aber nicht viel mit Austoben und ich komm zeitlich momentan kaum bis gar nicht zum Reiten.
Ich weiß also,dass das Tier nicht richtig ausgelastet ist
So Phasen gab's immer mal in den letzten Wintern und bisher wurde meine Autorität dabei auch nie infrage gestellt. Sie hat dann normalerweise nur einen strammeren Schritt drauf und das war's. Sobald ich die Stimme erhebe, ist Ruhe. Das war eigentlich immer so drin, sowohl am Boden als auch unterm Sattel.
Nun wollt ich das gute Tier am Samstag auf eine der großen Sommerweiden packen, weil die wesentlich größer ist als die Koppel am Haus und weil der Boden da auch schon so weit abgetrocknet war, dass richtig Toben kein Problem gewesen wäre. Zudem steht unterhalb der Weide ihre "Busenfreundin", mit der sie in den Sommermonaten immer rumschäkert.
Weil ich schon ahnte, dass die Freude groß sein wird, hab ich vorsichtshalber eine Gerte mitgenommen. Falls die Stimme nicht reicht, gibt's vorsichtig eine vor die Brust. Gerte an sich war nie ein Problem, Angst hat sie davor keine.
Die ersten 50m vom Stall war alles super. Als wir in den Feldweg einbogen, merkte ich schon wie sie sich anspannte. Also Stimmeinsatz, keine Reaktion. Leichtes Antippen mit der Gerte, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, Pferd geht aus dem Nichts mit allen Vieren in die Luft. Kurzer Schreck, dann deutliche Ansage per Stimme, Pferd wieder ruhig und alles gut. Weitere 200m ohne Mucken. Pferdefreundin sieht, dass wir kommen, wiehert und kommt schon zum Zaun galoppiert. Wir sind noch ca. 100m entfernt. Ich merke, dass sich meine Stute erneut anspannt, gehe aber diesmal aufgrund der vorherigen Situation einfach drüberweg.
Vor uns erstreckt sich nun ein Mini-Graben, der vom Bauern zur Entwässerung des nebenan befindlichen Ackers gezogen wurde. Kennen wir, eigentlich kein Problem. Da Pferd auch noch Modell "Hans-Guck-in-die-Luft" ist, mache ich sie kurz darauf aufmerksam per Stimme. Kaum sind wir drüber, reißt sie urplötzlich den Kopf runter, geht dann wieder mit allen Vieren in die Luft, bockt und dreht sich diesmal direkt frontal vor mich. Ich werde lauter, versuche die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen. Stimme hilft ja normalerweise...
Hilft diesmal nicht... Mittlerweile sind zwischen uns gut 2m Distanz und ich steh etwa bei ihr auf Schulterhöhe, da geht sie erneut in die Luft bzw steigt und keilt mit dem Vorderbein aus, gezielt auf mich. Erwischt hat sie mich am Handgelenk. Ich hab sie dann loslassen müssen. Wer weiß wo der nächste Tritt gelandet wäre... Mir ist nichts passiert zum Glück, lediglich ein kleiner blauer Fleck.
Mich verwirrt das Geschehen immer noch.
Dieses Pferd hat sich mir gegenüber noch nie so verhalten und mich auch noch nie aus voller Absicht heraus getreten.
Nun ist sie wieder totbrav. Ich kapiers echt nicht.
Bei mir hat's jetzt natürlich ein leichtes Trauma hinterlassen.
Vielleicht war die Gerte zuviel des Guten?
Was ich eigentlich jetzt wissen möchte, wie verhält man sich, wenn sowas nochmal passiert? Der Ansatz reicht ja schon.
Klar hätte ich die liebend gern vermöbelt nach der Aktion bzw schon nach dem gezielten Tritt. Aber so wie sie abging, wär's wahrscheinlich nicht bei dem einen Tritt geblieben. Die war ja völlig von der Rolle.
Ich hab das Tier nun 11 Jahre, die war immer ein Lamm am Strick und hat nahezu auf's Wort gehört. Selbst mein Freund, der absolut kein Pferdemensch und obendrauf Angsthase ist, konnte die immer problemlos nehmen. Wenn sie gezappelt hat, gabs von mir ein scharfes Wort und Madame lief wieder in der Spur.
Ich kanns mir absolut nicht erklären...