Ich kann wieder mit einer kleinen Bereicherung aus meinem Umfeld beitragen.
9-jähriges Mädchen bekam ein Pferd zum Ausprobieren. Mutter und ältere Schwester haben schon eines, das ist aber zu groß und mit 2 Leuten auch schon gut ausgelastet. Die Kleine war also ein bisschen über. Und weil man aus Ponies so schnell rauswächst sollte es gleich ein Großpferd sein.
Da passte es sich gut, dass Muttern immer zu einem Springreiter und -ausbilder zum Training fährt, der natürlich genau das Richtige da hatte. Schwarz, kompakt und brav, und völlig unverbraucht mit seinen 5 Jahren. Sie konnten ihn solange zum Ausprobieren mitnehmen wie sie wollten. Was für ein gütiger Mensch. Ist hier im Umkreis allerdings etwas verrufen ob seiner Trainings-, Ausbildungs- und Verkaufsmethoden, und menschlich auch eher...nun ja. Kein Kommentar.
Kam der 5-jährige hier also an und zeigte sich auch wirklich ausgeglichen und lieb. Durfte mit dem Kind auch gleich am Gelassenheitstraining teilnehmen und war da absolut erstaunlich, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, neugierig, aufgeschlossen und totenbrav.
Nach 2 Wochen hatte er erstmal ein dickes Bein (da gehe ich jetzt nicht näher drauf ein

) und wurde 4 Wochen geführt. Auch da: totenbrav.
Als er wieder OK war, sah man das Mädchen immer damit in der Halle rumchoppern, Dreiecker drauf, er hielt schön den Kopf hin und machte alles was sie von ihm wollte: Schritt, Trab, Galopp.
Nun kann so ein unverbrauchter 5-jähriger ja noch nicht viel, und Mutters versuchte dann ein paar mal ihm was beizubiegen. Wenn sie ihn anfasste machte er Kerze, und aufsteigen muss man wohl auch sehr zügig, weil er dann schon mal losgeht und man sonst hinterherhüpfen muss. Stehen kennt er nicht, auch unter dem Reiter fängt er dann sofort an mit dem Kopf zu schlagen und komisch zu werden.
Daraufhin verlegte sie sich auf Ausbildung an der Longe, da lief er artig im Kreis und tat wie ihm geheißen. Weitere reiterliche Förderung Fehlanzeige.
Durch einen blöden Zufall ergab es sich neulich, dass mein Mann spontan gebeten wurde ihn zu reiten. Selten, sagte er mir anschließend, habe er ein derart unrittiges Pferd erlebt. Nimmt man die Zügel auf verspannt sich das ganze Pferd, macht den Hals krum, stellt den Kopf hin und rennt um sein Leben. Anlehnung, Stellung, Biegung kennt er nicht, steif wie ein Brett und völlig unvertraut mit den normalen Basics: Annehmen von treibenden Hilfen, Rantreten ans Gebiss - totale Fehlanzeige.
Als nächstes stellten wir uns dann die Frage, warum ein hübsches schwarzes Pferd mit adäquater Abstammung aus einem professionellen Springstall wohl 4- und 5-jährig nicht im normalen Springpferdeprüfungs-Zirkus mitgelaufen ist, wie seine ganzen Alterskollegen? Bestimmt nicht weil er geschont werden sollte oder man Rücksicht nahm auf seine Entwicklung, oder? Kann es wohl sein, dass der nette Bursche einfach nicht zu bedienen war, gegen die in solchen Ställen nicht unübliche Hau-Ruck-Ausbildungsmethodik mit Steigen aufmuckte und deshalb geparkt wurde, bis irgendein Idiot vorbeikam und sich in das Gesicht verliebte?
Summasummarum: gänzlich ungeeignet um einem 9-jährigen Kind das Reiten beizubringen.
Aber immerhin wird er jetzt geliebt und keiner will was von ihm.