Suche mal einen Rat oder Tipp. Freunde von uns haben sich eine hannöversche Lady angeschafft, war sechsjährig, auch so ne beim Züchter vergessene, für kleines Geld. Ein richtig nettes Pferd, aber laaaang wie ein Binnenschiff. Meine Freundin leistest sehr, sehr gute Basisarbeit, da wird wirklich grundsolide ausgebildet, ohne Frage. Lieber 3 Schritte zurück als einen zu früh vor. Sie hat dieses Riesenschiff gut aufgemuskelt, schön an den Hilfen und arbeitet freundlich aber konsequent darüber hinweg, wenn das Pferd sagt, dass ist mir jetzt bei meiner Länge aber mal zu anstrengend. Ich habe großen Respekt davor, was sie für Arbeit in dies von der Natur nicht grad begünstigte Pferd steckt, und die ist wirklich fein zu reiten. Parallel hat mein Mann sie in Ruhe eingefahren, läuft vor dem Wagen wie ein Glöckchen, hat aber natürlich die gleichen Schwierigkeiten wie beim Reiten. Die Länge muss man erstmal zusammenhalten. Nur fürs Verständnis, der Pferdehänger ist ne Sonderanfertigung, weil die Dame nicht zwischen konventionelle Stangen passt. Außerdem wird sie medizinisch ganzheitlich betreut, da kommt der Chiro, und der Osteo, und Stoßwelle und Bioresonanz und natürlich auch der Zahnarzt, und wenn sie nur mit dem Ohr wackelt wird genau hingeguckt, ob sie nicht was hat.
Nun kommt eine Herausforderung ins Spiel. Der Ehemann möchte das Pferd gerne Turnier fahren, packt sie aber reiterlich nicht, reitet demnach nur spazieren oder im Stechtrab durch die Halle und freut sich, wie sie schön vor der Anstrengung davon läuft sich setzen zu müssen. Beim Fahren reagiert er sehr langsam und wenig konsequent. Er ist früher mal zweispännig gefahren, das kenne ich nur aus Erzählungen, und hielt ihn immer für einen sehr viel erfahreneren, besseren Fahrer als ich es bin. Bis ich mal auf die Ergebnisse kam oder mir auch andere Leute erzählten, wie das wirklich so war...
Nun passt das auch besser zusammen, was jetzt mit der Hannöverschen läuft. Sie startet nämlich neuerdings durch. Erst nur bei ihm, sie sucht sich förmlich irgendwas, und seit kurzen braucht es auch nicht mal mehr das. Dann entscheidet sie das auch mal so. Und wenn dann so ein 2,50 m Pferd mit 700 kg unterwegs ist... Sie wird nämlich reitend wie fahrend nur mit einem ganz pferdefreundlichen Nathegebiss bewegt, da hat man im Zweifelsfall ja auch nur begrenzt Einwirkung. Und nun tut sie das auch bei meiner Freundin, und zwar auch beim Reiten oder sogar an der Hand.
Nochmal, das Pferd ist gesundheitlich sowas von durchdiagnostiziert. Sie hat eine aufmerksame, solide, abwechslungsreiche Ausbildung bekommen, die all ihre körperlichen Nachteile berücksichtigt. Der geht es gut. Zu gut?
Ich persönlich glaube, das Tier ist jetzt im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte, hat das schwächste Glied der Nahrungskette angetestet und hat jetzt festgestellt, dass es mit Aufmüpfigkeit weiter kommt. Die Entwicklung ist sowas von eindeutig. Und dieser Riesenmaschine kommst du auch nicht mal locker mit Abwenden und was anderes machen bei. Wenn die ihren 10 m-Hals fest macht machst du gar nichts mehr.
Ich ganz persönlich würde da jetzt mal ein kurzes knackig Diszipinierungsgespräch mit einer etwas schärferen Waffe als einem Nathegebiss führen. Wäre mein Ansatz, wenn ich mit meinen Ansagen bei 700 kg nicht mehr durchkäme. Und ich habe grad erst meine Meinung zu Pferden unterstreichen können, die meinen, vor dem Wagen Tempo und Richtung bestimmen zu können. Das ist ein absolutes No Go, weil es ganz schnell noch lebensgefährlicher wird als beim Reiten. Und ich würde da eigentlich nichts unversucht lassen, das SOFORT und MASSIV zu unterbinden. Nicht falsch verstehen, ich bin bestimmt kein Freund einer Metallwarenhandlung im Maul, denke aber grundsätzlich, ein Gebiss ist nur so scharf wie man es benutzt. Und manchmal braucht man den Handlungsspielraum, den ein anderes Gebiss offeriert. Oder?
Wie seht ihr das?
_________________ Though nothing, will keep us together We could steal time, just for one day We can be Heroes, for ever and ever.
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