Ententeich

Das große Geschnatter geht weiter!
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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 11:56 
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Mein Name ist Sabine und wie man an meinem Nickname erkennen kann, bin ich besonders dem Trakehner Pferd (den Elchschauflern) sehr verbunden.

Ursprünglich 1963 an der Schweizer Grenze geboren, lebte ich mit meinem Mann und unserer inzwischen fast 21-jährigen Tochter bis zum Jahr 1996 im Laufental (da wo die Hustenbonbons produziert werden, welche die Schweizer erfunden haben :D )

Im September 1996 zogen wir den Pferden und vor allem der Pferdezucht zuliebe nach Norddeutschland, wo wir im Landkreis Vechta eine Hengststation kauften - den Forsthof.

Vor drei Jahren gaben wir dann aber sowohl die Pferdezucht, als auch die Besamungsstation auf, weil sich beides nicht mehr mit unserer Lebensphilosophie der Achtsamkeit allen Mitgeschöpfen gegenüber vereinbaren ließ, denn Züchten bedeutet auch Verkaufen und eine Stute zu besamen, bedeutet an der Zeugung eines neuen Lebens beteiligt zu sein und somit auch die Verantwortung für sein Wohlergehen dafür zu tragen. Doch wer kann das ein ganzes Pferdeleben lang? Vor allem dann, wenn man ein Fohlen verkauft, denn man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen oder wenn man den Samen des Hengstes an einen Tierarzt schickt und das Fohlen einem gar nicht gehören wird und in einem fremden Stall zur Welt kommt, wo man es gar nie kennen lernt.

Diese zugegeben für die meisten Züchter und Reiter doch sehr schräge Einstellung kann vermutlich nur ein Veganer oder Frutarier verstehen, der diese Lebensphilosophie teilt und insofern schicke ich auch voraus, dass ich niemanden zu meiner Meinung missionieren möchte, denn sie ist Teil meiner Wahrheit und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit.

Ich hoffe, dass Ihr damit leben könnt.

Natürlich bin ich zum Pferd auch durch den Reitsport gekommen, wobei die Familiengeschichte besagt, dass ich wohl schon mit zwei Jahren entzückt auf die Knie gefallen wäre, wenn ich beim Sonntagsspaziergang auf dem Weg eine Hufspur entdeckte und wenn meine Eltern dann einen Kaffee tranken, erhielt ich die nicht gebrauchten Würfelzucker, die ich auch stets mitnahm, falls ich irgendwo einem Pferd begegne, das ich damit füttern durfte.

Mit acht Jahren durfte ich dann endlich in einem Pension- und Handelsstall das Reiten erlernen und fortan war ich eigentlich diesem Stall zuhause.

Mein Glück (oder mein Fleiß beim Putzen, Misten und Fegen zu helfen) war es, dass ich mit ungefähr 12 Jahren die Privat- und Verkaufspferde reiten durfte und somit auch Turnierluft schnuppern konnte ... erst als Turniertrottel und Bandagenaufwickler und später dann als Teilnehmer.

Springen war nie so mein Ding, wobei ich später durch meinen Halbblüter doch noch Freude am Vielseitigkeitsreiten bekam - allerdings reichte mein Mut nie für einen Start am Turnier, aber mein Wallach fand einen talentierten Reiter, der ihn auch im Busch vorstellte. Also blieb ich beim Pfefferstoßen und innerhalb des Dressurvierecks – zumindest am Turnier. Mir war es immer wichtig, dass ich meine Pferde selbst ausbilden konnte, was auch mit meinem Ehrgeiz zusammenhing, mich nicht auf einen Selbstfahrer zu setzen, um Schleifen zu sammeln, sondern mir den Erfolg zu erarbeiten und ihn mir auch selbst auf die Fahne schreiben zu können – aber auch darin begründet lag, dass es mir wichtig war, nicht reiterlich am Pferd, sondern mit dem Pferd zu wachsen und die Beziehung durch einen gemeinsamen Weg zum Ziel zu festigen.

Als wir im Jahr 1993 ein Haus mit Stall und Weidefläche kaufen konnten, erfüllte sich mein Traum von der Pferdezucht und –aufzucht, denn nun konnte ich meine Pferde nicht nur als rohe Zweieinhalbjährige übernehmen, sondern schon vom Fohlenalter an, an unserer Beziehung arbeiten – allerdings war in der Schweiz vor allem das Weideland für die Pferde begrenzt und meine Zuchtidee umfasst natürlich auch die Haltung eines eigenen Hengstes, der damals gerade zweieinhalb Jahre alt war und zur Körung gehen sollte, als wir den Forsthof fanden und beschlossen, der Schweiz den Rücken zu kehren.

Viele Jahre durften wir uns „Europas größte Hengststation für gescheckte Warmblutpferde“ nennen, wobei ich meiner Trakehner Leidenschaft nie untreu wurde, weiterhin Trakehner züchtete und auch das Glück hatte, noch zwei weitere Hengste von uns nach Neumünster zur Körung schicken zu dürfen.

Momentan leben nun noch sieben Trakehner Stuten, eine Halbtrakehnerin, einen Trakehner Hengst und ... unser andalusischer Traum, ein PRE-Hengst bei uns.

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Zu den Pferden gibt es auch viele Geschichten auf unserer Internetseite, aber ich möchte natürlich keinen Ling oder eine Internetadresse einstellen, bevor ich nicht weiß, ob das erlaubt oder erwünscht ist.

Meine zweite Leidenschaft sind die Leonberger Hunde: Leider mussten wir am 22. Juli unseren erst sechsjährigen Rüden erlösen lassen und so gibt es aktuell nur noch eine Hündin, die Bommeline, die unser Leben bereichert.

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Dazu kommt noch eine wechselnde Anzahl Katzen (aktuell 5), die bei uns ein eigenes Wohnzimmer bekommen haben ;-)

Das Geld für das Futter verdiene ich als freie Texterin und Autorin ... und wer nun Fragen hat, der frage

Herzliche Grüsse

Sabine

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Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub
(Antoine de Saint Exupéry)


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 12:20 
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Herzlich Willkommen!
Nette Vorstellung, tolles Pferd, toller Hund! Bin auch mit Trakies groß geworden und mittlerweile bei den PRE hängen geblieben!
Viel Spass hier im Teich! Deiner Erfahrung nach, dürftest du eine gute Bereicherung sein!


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 12:44 
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Finde ich! Herzlich Willkommen.

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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 15:52 
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hallo und willkommen im teich.

du darfst gerne deinen link hier einstellen. nach deiner tollen vorstellung möchten hier bestimmt einige mehr wissen.
das schlimmste was passieren kann, ist das einer :bingo: schreit ...... :mrgreen:

_________________
Ordnung ist das halbe Leben, drum ordne nie und lebe ganz!!!

"Ein Amt mit Tücken: (Spiegel-Online: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... 61,00.html Matadore oder Masochisten??)


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 16:02 
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Ihr Lieben,

erst einmal ganz herzlichen Dank für Eure freundlichen Willkommensgrüsse - da fühlt man sich doch gleich sehr wohl :wink:

Aber bevor ich den Link zur Homepage einstelle frage ich doch lieber nach: Was passiert denn, wenn jemand Bingo schreit? Muss ich mir da Sorgen machen? :roll:

und liebe Lexi, das freut mich ja, dass ich gleich jemanden "kennen lernen" darf, der sich mit mir nicht nur über PREs austauscht, sondern auch noch über die Trakehner :knuddel:

Ich stelle aber auch gerne die anderen Pferde vor, wenn Interesse daran besteht, aber mein "Lilolaunebär" wird wohl das Pferd sein, über das ich am meisten berichten kann, weil ich ihn regelmässig "turnen" lasse, denn die anderen genießen ja das Dolce far niente - um zwei Pferden gleichermaßen gerecht zu werden, fehlt mir einfach meistens die Zeit und so werden sie von mir zwar versorgt, aber ansonsten eher nur verkuschelt, als bespasst :wink:

_________________
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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 16:19 
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Ein herzliches Willkommen auch vor mir und viel Spaß im Teich!

Mach dir keine Sorgen, wenn einer Bingo schreit :mrgreen: dir dürfte da nichts passieren, Susa hats ja erlaubt!

_________________
Liebe Grüße!

-Es ist nicht schlimm, in die falsche Richtung gegangen zu sein. Man muss nur den Mut haben umzukehren-


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 18:45 
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Wohnort: Mitten in Hessen
Interessante Vorstellung, macht Lust auf mehr... :mrgreen:

Willkommen hier im Teich! Und wenn jemand Bingo schreit- das gilt dann bei dir nicht! :wink: Wirst schnell merken, was das ist... [smilie=timidi1.gif]

_________________
"There are other worlds than these...."


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 18:47 
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Bine!!!!

HERZLICH Willkommen!!!
Schön, dass Du endlich den Teich gefunden hast.

LG
Tanja

_________________
Gutes Reiten zeigt sich in der Gesamtentwicklung des Pferdes, nicht an seiner isolierten Kopfhaltung.

by Talimeth


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 18:49 
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Ist dein Gringo zufällig aus dem Ruhrpott?


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 19:05 
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Das ist aber eine schöne Vorstellung: Willkommen im Teich.

Stell deine tierischen Partner doch mal näher vor, das würde mich sehr freuen.


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Ungelesener BeitragVerfasst: 7. Oktober 2013, 20:47 
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Auch von mir herzlich willkommen! :-D


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Ungelesener BeitragVerfasst: 8. Oktober 2013, 09:04 
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Ich möchte mich nochmal bei allen herzlich bedanken, die mich hier so lieb willkommen geheißen haben und gerne stelle ich unsere Pferde vor - ich denke jedoch, dass ich das in dem dafür vorgesehenen Thema mache, um nicht gleich Off Topic zu schreiben, denn leider komme ich ja gerne vom Hölzken zum Stöcksken, wenn ich erst mal ins Plaudern gerate :wink:

Ganz besonders freue ich mich natürlich, Dich liebe Tanni wiederzutreffen :bussi: ... irgendwann schaffen wir es vielleicht doch noch mal, die Telefonleitung zum Glühen zu bringen :wink: Wie geht es Ischtar? Passt ihr die Decke?

Und um die Frage nach Gringo zu beantworten: Kommen tut er ja eigentlich aus Holland, weshab ihn manche schon auch als der Gouda-Spanier mit den schottischen Strickstrümpfen kennen lernten:

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Aber Du hast natürlich Recht, denn zuvor wohnte er im Ruhrpott :-D Das Gestüt Caballos de la luz befindet sich allerdings mehr oder minder in Auflösung, denn der Hof wird zum Verkauf angeboten, der Pferdebestand wurde bereits stark reduziert, der Star im Stall steht schon lange bei seinem Ausbilder und nachdem unser spanischer Traum für seine Vorbesitzerin eher ein kleiner Alptraum geworden war, der nur Kosten, vor allem Tierarztkosten, verursachte und ständig lahmte, respektive dann auch noch begann, sich die Schweifrübe und den Mähnenkamm kahl zu schubberern und infolge dessen auch kaum noch Deckererträge erwirtschaftete, (Ekzemer werden ja von den Stutenbesitzern nicht gerade als Vererber geschätzt) entschloß sie sich, für ihn neue Eigentümer zu finden ... und so durfte er letztes Jahr am 15. Mai unser spanischer Traum werden :-D und seitdem war er noch keinen Tag lahm und diesen Winter erwarten wir sogar mit voller Haarpracht. Zwar ist er extrem empfindlich, was geflügelte Invasionen angeht, denn wenn kein Pferd gestochen wird - er wird es! Ich hatte ihn vor ein paar Tagen mal ganz ohne Decke draußen stehen, weil es zu warm war für die Paddockdecke und ich überzeugt war, dass im Oktober keine garstigen Stechsauger mehr unterwegs sind, weshalb ich auch die Fliegendecke wegließ ... nun hat er wieder drei Beulchen, die er sich natürlich auch fleißig aufbeisst, weil sie jucken und wie ich gestern feststellte, hat er auch eine Kruste in der Gurtenlage (und ich reite ihn schon mit Lammfell rundrum) und damit fällt das Reiten erst einmal aus.

Und jetzt bewege ich mich schon wieder Off Topic :?

Aber hier noch der Link zur Homepage http://www.architequus.de und wenn ich endlich mal wieder Muße habe, werde ich auch den Blog wieder aktualisieren :aoops:

So - und nun schaue ich mal, wo ich die Drachenbrut und die Buben näher vorstelle :-D

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Ungelesener BeitragVerfasst: 8. Oktober 2013, 09:32 
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Gleich erkannt, den schicken Kerl! Da hast du ein ganz ganz tolles Pferd mit ordentlich Gang drunter :rosawolke: Ich freue mich sehr, dass er so aufgeblüht und beschwerdefrei ist!


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Ungelesener BeitragVerfasst: 8. Oktober 2013, 09:35 
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Vom "Star im Stall" habe ich hier übrigens einen kleinen schwarzen Abkömmling rumstehen :wink:


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Ungelesener BeitragVerfasst: 8. Oktober 2013, 10:17 
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@ Lexi

gibt es von dem Schwarzen Fotos hier? Dann werde ich doch auch gleich mal schauen gehen :-D

... und dass Lilo "ordentlich Gang drunter" hat, wurde vielfach bestätigt - nicht zuletzt auch von einem Mitglied der Dressur-Olympiamannschaft. Ob ihm das aber immer zum Vorteil gereichte? Ich glaube, dass er eben auch einer von den Pferden ist, die so viel anbieten, dass es einen sehr achtsamen und vorausschauenden Reiter braucht, um nicht mehr zu nehmen, als es dem Pferd gut tut ... die Fesselträgerproblematik wird unter anderem auch von Heuschmann als Dressurpferdekrankheit bezeichnet und meine ersten reiterlichen Erfahrungen mit ihm, die im November 2012 begannen, vermittelten mir den Eindruck, dass er sehr "über die Uhr gedreht" wurde, um aus "ordentlichen Bewegungen" spektakuläre Bewegungen" zu machen, denn er war ständig auf der Flucht und immer im Stress. Darum habe ich ihn die ersten Wochen nur vorwärts-abwärts geritten und an der Losgelassenheit und dem Takt gearbeitet, weil er zu beidem nicht fand und leider wusste er nicht einmal, dass es einen Raum vor der Senkrechten gibt, der genutzt werden darf, denn kaum dass man aufsaß, stellte er schon den Hals vor den Widerrist und hob sich in die absolute Aufrichtung ... inklusive weggedrücktem Rücken.

Inzwischen kann ich ihn in relativer Versammlung reiten und auch versammelnde Lektionen abrufen, ohne dass er sich verspannt, aber im Vordergrund steht kein Ziel, das es zu erreichen gilt, sondern nur sein Wohlbefinden.

Ich knüpfe nicht an einen Erfolg an, um die Lektion dann durch stete Wiederholung zu vertiefen oder sie gar zu erzwingen, sondern ich versuche zu erfühlen, was Lilo Spaß machen könnte und so habe ich ihn auch schon gesattelt, dann festgestellt, dass er so gar nicht motiviert war und ihn dann eben nach 10 Minuten wieder abgesattelt, um ihn dann in der Halle frei laufen zu lassen und zu schauen, was er mir anbietet.

Vielleicht liegt darin aber unser Vorteil, dass wir kein Ziel haben, frei vom Erfolgsdruck gar nichts erreichen müssen und so frei und offen sind, damit alles kann, aber nichts muss. Es gibt keine Strategie seiner Ausbildung ... es gibt eigentlich nicht einmal eine systematische Ausbildung. Natürlich gibt es trotzdem Augenblicke, in denen ich kurzfristig mal den Weg bestimmen muss, wie am Sonntag vor drei Wochen, als er einfach umkehrte und zurück zum Hof preschte. Hätte ich dieses Verhalten unterstützt und ihn auf die Weide zurück gestellt, hätte ich seiner Sorge, dass ich ihn nicht beschützen kann, vermutlich Recht gegeben. Also musste ich ihm beweisen, dass er sehr wohl an vier Erdhügeln vorbei gehen kann, weil ihm nichts passieren wird, solange ich dabei bin und insofern möchte ich das dann eher unter "vertrauensbildender Maßnahme" einsortieren.

So nun schätze ich aber, dass ich unsere Drachenbrut doch besser hier vorstelle, denn im Prinzip gibt es nicht so viel über sie zu berichten, seit ich eigentlich vor rund fünf Jahren das Reiten aufgab und die Pferde ihr Leben als „Sehpferdchen“ (so nennt sie eine Freundin, weil man sie nur ansehen kann) auf der Weide verbringen.

Geschichten in der "Erzählecke" gibt es also vorwiegend vom Lilolaunebär :-D

Bis zum 18. Juni 2013 bestand die Drachenbrut noch aus 9 Mitgliedern, doch dann brach dieser Tag der namenlosen Fassungslosigkeit an, als Micha (der beste Ehemann von allen) von seinem Besuch auf der Sommerweide viel früher als sonst heimkehrte und den Satz sprach, der den Schmerz in unsere kleine heile Welt brachte: Flora ist tot!

Sie hatte wohl nicht gelitten und starb schnell und ohne Todeskampf, denn der Erdboden, auf dem sie lag, war nicht von ihren Hufen zerwühlt, sie war auch unverletzt und nicht verschwitzt ... und sie lag, als wäre sie einfach nur eingeschlafen ... doch auch wenn ich weiß, dass sie ein Ende fand, wie man es jedem Pferd wünschen mag, inmitten ihrer Freundinnen, bewacht von ihren beiden Töchtern und mit Gras unter den Hufen, den weiten, unbedeckten Himmel über sich ... und auch wenn sie nie ernsthaft krank war und ihrem Tod kein Leiden vorausging ... es traf uns wie ein Schlag und nur langsam drang die Trauer ins Bewusstsein und das Wissen, dass sie nicht mehr nach Hause kommen würde.

Sie fehlt uns natürlich noch immer an jedem Tag, denn dass die Zeit alle Wunden heilt, stimmt leider nicht ... sie klebt nur Pflaster darüber und so sehen wir sie nicht immer wieder. Die Narbe aber, die darunter liegt, erinnert uns immer daran, dass es einst jemanden gab, den wir liebten und den wir immer vermissen werden.

Darum bleibt Flora auch ein Teil unserer ewigen Herde, deren Leitstute sie fast 10 Jahre lang war, auch wenn sie nun jenseits der Regenbogenbrücke auf uns wartet, aber sie nicht zu erwähnen hieße, sie vergessen zu haben und das ist sie nicht. Darum möchte ich ihr auch hier das Denkmal setzen, das sie würdigt ... und außerdem wäre die Geschichte ihrer Töchter nicht vollständig erzählt, ohne Flora gekannt zu haben:

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Fleure Belle

v. Holunder, a.d. Fleurance v. Arogno
Familie der Favoritin E 16 I
*08. März 1993
†18. Juni 2013

Ich möchte meine Augen schließen,
nicht sehen, dass der Platz, den Du in unserem Leben eingenommen hast
nun leer ist
Doch dann würde ich auch nicht sehen,
was Du uns an einzigartigen Erinnerungen
und an grenzenlosem Glück hinterlassen hast

Ich möchte ein Gebet in den Himmel schicken,
den Schöpfer bitten, dass er Dich, die er viel zu früh schon zu sich rief
zu uns zurückschickt
Doch dann würde ich Dich festhalten, obwohl Du heimreisen wolltest,
um Dich auszuruhen und dann zurückzukehren,
wenn es Dein Wille sein wird, wieder bei uns zu sein

Ich möchte bittere Tränen um Dich weinen
Betrauern, dass ich Dich, meine einzigartige Pferdefreundin loslassen musste
und zurückbleibe ohne Dich
Doch dann würde ich nicht lächeln können, damit aus jedem Lächeln für Dich
eine Feder wächst und Deine Flügel stark werden,
um Dich nach Hause zu tragen

Ich möchte den Verlust beklagen
mit der Macht des Todes hadern, dass er Dich mitten aus Deinem Leben riss
Dich uns, Deiner Herde und Deinen Töchtern genommen hat
Doch dann würde das Verlorene überschatten, was Du uns an Freude gegeben hast
mit jedem Tag, an dem Du mit uns lebensreistest
und uns mit dem Reichtum Deiner Liebe beschenktest

Ich möchte Dein Andenken in meinem Herzen bewahren
Dich sehen in allem, was wir teilten, in allem was Du liebtest
in allem, in dem Du weiterlebst
Doch mich an Dich zu erinnern, liebste Freundin, schmerzt
und das Glück, das ich im Vergangenen fand mit Dir
wird ins Hier und Jetzt zurückkehren, wenn ich weiß, dass Du glücklich bist
dort auf der anderen Seite des Weges ...


Und so beginne ich auch mit den Töchtern unserer Flora:

Fleure Coeur ... die selbstverliebte Cora-Diva

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Cora verkörpert die Schönheit und den arabischen Überguss ihrer Mutter Fleure Belle, unserer Flora, die meiner Vorstellung des perfekten Pferdes immer am nächsten kam, aber uns am 18. Juni 2013 für immer verließ, gepaart mit der Arroganz und dem Selbstbewusstsein ihres Vaters Brave Heart und benimmt sich dementsprechend auch wie eine perfekte Diva, was nicht immer den Beifall ihrer Menschenfreunde findet. Doch obwohl mein Herz sich schon immer eher denen zu öffnen bereit war, die sich nicht ins Rampenlicht drängen und immer im Schatten derer stehen, denen der Beifall zuteil wird, kann auch ich mich ihrem Charme nicht entziehen. Trotzdem fällt es mir deutlich schwerer, ihr all ihre albernen Luftsprünge, das Gequieke und die Kapriolen in dem Maß zu verzeihen, wie Micha hierzu stets bereit ist. Er sieht sie irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, gibt zwar auch zu, dass sie dem Wahnsinn immer etwas näher ist, aber beteuert, dass sie im Prinzip ja „nichts Böses tut, sondern nur spielen will“. Mir persönlich ist es aber eigentlich vollkommen egal, warum sie es nicht lassen kann, die ganze Stutenherde zu eine kopflosen Stampede anzustiften, oder weshalb sie ausgerechnet immer dann nicht lassen kann, sich einen Grund zu suchen, über den sie sich echauffieren muss, wenn der Zeitpunkt hierfür denkbar ungünstig ist ... und ich gebe auch zu, dass ich, gerade wenn Besucher über Cora in Verzückung geraten, weil die sich wieder gekonnt in Szene setzt, in mir die Versuchung wächst, am Glanz dieses Glorienscheins zu kratzen, der sie immerzu umgibt. Dann möchte ich gerne all ihren unübersehbaren Vorzügen gerne mal ein paar Makel entgegenstellen ... einzig, es fallen mir immer nur die ein, die ihr sowieso jeder zu verzeihen bereit ist, denn „Cora darf das“, ist zum geflügelten Wort bei uns geworden, seit dieses Pferd am 28. Juli 2006 um 23.15 Uhr geboren wurde.

Fleure de nuit - das Bambi

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Wer sie sieht, weiß warum sie bei uns nur „das Bambi“ genannt wird, denn ihr rehbraunes Fell, die langen schlanken Beine, das feine Köpfchen mit den großen, dunklen Stauneaugen und der schmalen Nüsternpartie erinnerte nicht nur unsere Tochter Dominique ganz spontan an einen der scheuen Waldbewohner, als wir sie damals kurz nach ihrer Geburt, im Stroh hingekuschelt liegend neben der Mutter fanden, aber sie war es, die es aussprach, was wir dachten: „Sie sieht ja aus wie Walt Disneys Bambi!“

Sie ist ein Sensibelchen, ein Seelchen, das fünf Dinge zum großen Glück brauchte: die geliebte große Schwester Cora, die Mama, aus deren Tankstelle sie sich fast vier Jahre lang ab und zu einen warmen Schluck genehmigte, viel Aufmerksamkeit von den Menschenfreunden, noch mehr Möhren und weites Land, um zu zeigen, dass ihr durchaus Flügel zu wachsen vermögen, wenn die Startbahn nur lang genug ist. Die Schwester, die Möhren, die Liebe der Menschenfreunde und das weite Land sind ihr auch geblieben ... ihre Mutter aber starb am 18. Juni 2013. Wir rechneten damit, dass Bambi mit diesem Verlust nicht gut zurechtkommen würde, aber zu unserem Erstaunen scheint sie eher daran zu reifen, als zu verzweifeln ... doch vielleicht weiß sie auch, dass ihre Mutter sie nie wirklich verlässt und von jenseits der Regenbogenbrücke noch immer über ihre Töchter und ihre Herde wacht.

Hirtenglück - she makes me Happy

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Im Jahr 2002 wurde Prêt a Porters Tochter Hirtenglück aus der Hirtenfeuer von Caprimond, als Verbindung zwei der züchterisch bedeutendsten Zweigen aus Hauptgestütsfamilien geboren. Die an sie gestellten hohen Erwartungen konnte sie am 6. Juli 2002 mit dem Sieg erfüllen, als sie sich den Sieg anlässlich des Fohlenchampionats auf dem Klosterhof Medingen vor allen vorgestellten Trakehner Stutfohlen sicherte. Dass sie danach schnell einen Kaufinteressenten fand, mag niemanden verwundern, der diese herrliche Stute mit dem vornehmen Charakter kennen lernte.

Doch so bekannt und erfolgreich das Gestüt, in welches sie nach dem Verkauf umzog, in seinen Blütejahren gewesen sein mag, so traurig war auch das Schicksal der Pferde, die man dort hielt wie wertvolle Trophäen, die es sich zu sammeln lohnte, solange sie die Ruhm und Ehr in den Stall trugen ... doch eine artgerechte Haltung und liebevolle Unterbringung bleib ihnen versagt.

Insofern war es vielleicht ein gutes Schicksal, das die kleine Hirtenglück erfuhr, als sie sich beim Transport zu eben diesem Gestüt im Anhänger überschlug und sich dabei einen Halswirbel prellte, denn so wurde sie für dieses Gestüt wertlos und wieder an die Züchterin Veronika von Schöning zurückgeschickt. Die gab das Fohlen einer Bekannten, welche Hirtenglücks Mutter Hirtenfeuer angeritten und auf die Leistungsprüfung vorbereitet hatte, quasi als Entgeld für ihre Leistungen und damit auch in gute und liebevolle Hände, die sich ein Jahr lang um die kleine Patientin kümmerten, sodass sich das Fohlen nach und nach von den Folgen des Unfalls erholen konnte. Nun mag es sein, dass der Himmlische die Geschichte von Hirtenglück in seinem goldenen Buch zu meinen Gunsten zu korrigieren bereit war oder dass er sie von Anfang an so plante – auf jeden Fall war eben jene gute Bekannte von Veronika von Schöning auch eine gute Bekannte von uns und so kam sie zu uns, um sich unser am 9. März 2004 geborenes Hengstfohlen Architekt von Abenteuer anzuschauen, in das sie sich auch vom Fleck weg verliebte. Natürlich wusste sie um mein Faible für die Stutenfamilie der Herbstzeit und von meiner Trauer um meine wenige Tage zuvor, am 16. März 2004 verstorbene Herba, die eine Ur-Ur-Enkelin der Herbstzeit war. So bot sie mir spontan Hirtenglück zum Tausch gegen dieses schwarz-weiß gescheckte Söhnchen unserer Spirit of Millenium von Sambuco B an.

Herba war für mich Zeit ihres Lebens immer ein besonderes Pferd gewesen und blieb es auch, denn ihre Zuverlässigkeit, die große Ruhe und Übersicht, die sie auszeichnete - wobei sie keinesfalls eine Schlaftablette war, sondern durchaus auch Ehrgeiz entwickelte, wenn man von ihr Leistung verlangte – all diese Eigenschaften verband ich mit Herba und ihrer Stutenfamilie. Dass ich also nicht zögerte, ja zu sagen, als ich nun die Chance sah, wieder ein Pferd zu einer gemeinsamen Lebensreise einladen zu dürfen, das zwar nur wenige Vorfahren mit Herba teilte, aber dessen Abstammung sich doch auf die gleiche Familiengründerstute zurückführen ließ.

Trotzdem wurde ich oft gefragt, ob ich den Handel nicht als unfair empfand, denn Architekt wurde unter dem Namen Au Lait später gekört und qualifizierte sich im Jahr 2010 für das Bundeschampionat in Warendorf bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden, während für Hirtenglück eine sportliche Laufbahn oder züchterische Lorbeeren unerreichbar blieben, denn die Voraussetzung für die Prämie mit einer bestandenen Stutenleistungsprüfung hätte sie nicht erfüllen können. Außerdem erhielt sie aufgrund der kleinen Taktunreinheit, die von den ataktischen Bewegungsstörungen zurückblieb, keine Wertnoten für ihre Grundgangarten, als wir sie zur zentralen Stuteneintragung vorstellten und uns wurde auch gleich mitgeteilt, dass man keines ihrer Fohlen zur Auktion zuließe, da Hirtenglück nicht zu 100 Prozent taktklar läuft und das nur potentielle Käufer abschrecken würde, die vermuten, dass die Stute das „Tickern“ vielleicht vererbt. Doch da wir erstens wussten, dass Hirtenglück diesen kleinen Makel nicht vererben kann, weil er aufgrund des Unfalls erworben wurde und zweitens ihr hoher züchterischer Wert für uns nicht davon beeinflusst wird, ob sie sich Prämienstute nennen darf oder nicht, haben wir auch den Tausch nie bereut.

Zwar gab es, als Hirtenglück dann auch kurzfristig Ende März 2004 als knapp Zweijährige bei uns einzog, nur wenige ... oder eigentlich kaum jemanden, außer mir, der daran glauben wollte, dass sich aus diesem noch sehr unreifen Pferdemädchen mal eine bedeutende Zuchtstute formen soll, wie das ihre noble Herkunft vermuten lassen würde, aber selbst das war wohl ein großer Vorteil für mich, denn wäre Hirtenglück zu jener Zeit schon als Erbin ihrer erfolgreichen Ahnen zu erkennen gewesen – wer weiß, ob sie dann nicht doch jemand gefunden hätte, der sie teuer zu kaufen bereit gewesen wäre ... vielleicht nicht so teuer, wie sie nach der Fohlenschau bezahlt wurde, aber dennoch zu teuer, als dass ich sie mir hätte leisten können, nachdem mein bester Ehemann von allen bei Beträgen im Bereich fünfstelliger Summen schon aus Prinzip sein Veto gegen den Kauf von Fohlen einlegt.

So war also das Schicksal der kleinen Hirtenglück weiterhin hold ... oder vielleicht war es mir hold, denn für mich war und ist Hirtenglück nach wie vor die Zuchtperle, die auf einem weniger von Umwegen geprägten Verlauf ihrer „Karriere“ wohl nie zu mir hätte finden können. Weil aber Hirtenglück zum Rufen zu lang ist, wir aber mit Zauberglück schon eine Pferdedame „Glücki“ riefen und „Hirti“ als Abkürzung nur albern klingt, wählten wir die englische Übersetzung von Glück, wie sie unsere Bekannte vorschlug und so heißt sie bei uns im täglichen Umgang „Happy“ oder auch mal „Happyli“ Das große Gestüt, das Happy als Fohlen gekauft hatte, gibt es heute nicht mehr und bei seiner Auflösung konnte kaum jemand fassen, wie viele schreckliche Pferdeschicksale sich hinter dessen Mauern befunden hatten – so hatte Happy doch Glück im Unglück, dass sie rechtzeitig dafür sorgte, dass sie dort kein Zuhause findet und statt dessen bei uns einziehen durfte und darum passt nun auch ihr Kosename zu ihr, denn sie ist – im Nachhinein betrachtet – eben doch ein Glückskind.

Hirtenfreude - das Marzipanpferdchen

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Ganz nah an meinem Herzen ist mir Happys erste Tochter, die so zart und klein und süß wirkte, wie sie neben der riesigen Mutter im Stroh lag, dass ich sie nur spontan ein „Marzipanpferdchen“ nennen konnte, als ich sie das erste mal sah und so blieb ihr der Rufname Marzipan auch erhalten und ich behaupte, dass kaum einer weiß, dass sie eigentlich den Taufnamen Hirtenfreude trägt.
Sie stand immer ein wenig im Schatten der alles überstrahlenden und vielleicht auch etwas blendenden, fünf Tage jüngeren Cora und es mag sein, dass ich mich darum als Schützenhelferin der weniger Glamourösen zu ihr ganz besonders hingezogen fühlte, weil alle ihrer brillanten Jahrgangsgefährtin ihre Huldigungen entgegenbrachten und für sie immer nur die Reste an Lob übrig blieben, die man halt noch so zusammenkratzte, nachdem man die Hymnen schon für Cora gesungen hatte.

Dabei hätte sie das gar nicht nötig gehabt, denn wer sich die Mühe machte, doch etwas genauer hinzuschauen, der hätte wie ich auch erkennen können, dass sie durchaus die Anlagen erahnen ließ, die sie mitbrachte, um eines Tages in die Hufspuren ihrer bedeutenden Vorfahren treten zu können. Schließlich gehören zu ihrer Verwandtschaft bedeutende Hengste, außergewöhnliche Stuten, welche die Zucht maßgeblich beeinflussten und Sportpferde, deren Erfolge für ihre hohe Qualität sprechen.

Zauberglück ... das Glück kann man nicht kaufen, aber manchmal bekommt man es geschenkt

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Leider war uns mit ihrer Mutter Zaubernacht, einer herrlichen Rappstute nur ein kurzes Glück beschieden, denn nachdem wir sie im August 1996 tragend vom Marbacher Landgestütshengst Assistent gekauft hatten, starb sie bei der Geburt ihrer Tochter Zauberglück am 05. Februar 1997.
Freud und Leid eines Züchters liegen oft nah beieinander und so blieb uns wenig Zeit zur Trauer, denn wir mussten an unser Waisenkind denken und in die Zukunft schauen. Zum Glück fanden wir schon einen Tag nach dem tragischen Tod ihrer Mutter für die kleine Zauberglück die hannoversche Ammenstute Watussi und so konnte unser Pferdemädchen bei Suse und Hannes Götz in Blaubeuren eine unbeschwerte Fohlenzeit erleben.

Wir hatten natürlich große Hoffnungen in die kleine Fuchsstute gesetzt, denn ihr Halbbruder v. Arc de Triomphe war für Neumünster ausgewählt worden, konnte aber dann verletzungsbedingt nicht antreten.

Zauberglück überzeugte schon früh durch ihre Präsenz, ihren ganz besonderen Adel, ihre Schönheit und ihr typvolles Gesicht und wurde am 15. Juli 2001 beim Zuchtverband für Deutsche Pferde als Prämienstute eingetragen, nachdem wir sie auch für die Scheckenzucht nutzen wollten

Im gleichen Jahr gelang es ihr, sich anlässlich der Bundesschau im Stutenchampionat in der Klasse der Vierjährigen und älteren Stuten an die Spitze zu setzen und als Bundessiegerstute ihrer Klasse ausgezeichnet zu werden. Im Bericht über die Veranstaltung wurde beschrieben, dass sie „durch ihre erstklassigen Trabbewegungen auffiel“. Die fanden auch schon bei der zentralen Stuteneintragung der Eintragungskommission des Trakehner Verbandes positive Beachtung und auch dort lobte man ihren überragenden, weil schwungvollen und taktsicheren Trab und belohnte ihn mit der überdurchschnittlichen Wertnote 8. Eine weitere 8 erhielt sie für ihren Typ, wobei man auch ihre herrliche Ausstrahlung erwähnte, mit der sie auch nach wie vor ihre Betrachter immer wieder zu faszinieren weiß und mit der sie auch die stellvertretende Zuchtleiterin des Oldenburger Verbandes beeindruckte, die anlässlich der Eintragung von Zauberglück ins Oldenburger Hauptstutbuch für die Stute und vor allem für ihren raumgreifenden Trab ausschließlich lobende Worte fand.

Nicht nur bei dieser Gelegenheit wurden wir gefragt, woran es scheiterte, dass Zauberglück bei ihrem Heimatverband nicht mit der Prämie ausgezeichnet wurde und auch wenn ich gerne die Schuld in Richtung der Kommission schieben würde, muss ich zugeben, dass es zum einen auf für einen Zuchtexperten nahezu unmöglich ist, ein Pferd auf dem Schrittring zu gerecht zu beurteilen, das ständig nach dem Gras unter seinen Füßen giert und auch keine Hemmungen hat, aus diesem Grund immer wieder abrupt zu bremsen, um sich hier und da ein Büschel des frischen Grüns zu genehmigen. Zum andern neigt Zauberglück auch zur Leibesfülle und gehört zu der Sorte Pferd, denen man mit Kreide Hafer an den Trog schreibt und die selbst davon schon zunehmen. Wo die Konturen und Körperlinien unter einer Speckschicht verborgen liegen und sich nur noch verschwommen darstellen, wird die Bewertung erschwert und da Zauberglück auch stets dafür sorgt, dass das so bleibt, lehnten wir auch den gut gemeinten Ratschlag eines Trakehner Landesfürsten ab, sie noch einmal zur Umbewertung vorzustellen. Der Vorteil des nie schwindenden Körpervolumens macht es jedoch auch denjenigen, die unsere Glücki nicht so gut kennen und nur Momentaufnahmen von ihr gewinnen konnten leicht, sich nicht zu wundern, warum sie von uns schon früh den Übernahmen „die dicke rote Raupe“ erhielt, denn wäre Glücki plötzlich schlank und rank, dann kämen wir in Erklärungsnot.

Gewissermaßen könnte man also sagen, dass die dicke rote Raupe sich mit ihren gut gehegten Rundungen ihrem eigenen Erfolg in den Weg stellte und das tut sie auch weiterhin konsequent und zwar nicht nur figürlich, denn kein Pferd stand so oft zum Verkauf wie sie und dennoch schaffte sie es immer wieder, im entscheidenden Moment dafür zu sorgen, dass sie uns erhalten blieb – wer so ausdauernd ist, den kann man auch nicht mehr abgeben und darum wird sie auch weiterhin ein Mitglied der Drachenbrut bleiben, wo sie ihre Position als Floras Flügeladjutantin fand und so durfte man bis zu Floras plötzlichem Tod davon ausgehen, dass man sie auch immer in der Nähe der Chefin findet. Ihren Rang definiert sie derzeit also gerade neu.

Nun sei aber zu unseren Verkaufsbemühungen auch gleich hinzugefügt, dass wir sie eher halbherzig angingen, denn im Prinzip wollten wir sie eigentlich gar nicht unbedingt hergeben, denn sie war für uns stets eine zuverlässige Freundin und ihren Kindern immer eine sehr gute Mutter. Doch nachdem wir vom Gedanken der Pferdezucht Abschied nahmen und sie uns aber noch als zu jung erschien, um ohne eine weitere Perspektive, ihre positiven Anlagen weiterhin zu nutzen auf der Weide zu stehen, inserierten wir sie auf einer Verkaufsseite und stellten sie an Trakehner Verkaufsveranstaltungen vor und hofften damit, einem anderen Züchter mit einem Herz voller Liebe und Freude an einem edlen und bildschönen Pferd die Chance zu geben, ihr mehr, als nur ein Weidedasein zu bieten.

Wobei der erste Gedanke, sie zu verkaufen, respektive sie an die ehemaligen Besitzer ihrer Mutter Zaubernacht zurückzugeben, schon recht früh aufkam, nämlich nachdem ihre Mutter gestorben war und wir ihr die Schuld am Tod von Zaubernacht zuwiesen und sich fortsetzte, als Zauberglück zwei Jahre alt war und zur Vorauswahl für die Trakehner Auktion in Neumünster reiste, wo sie lediglich an ihrer geringen Körpergröße scheiterte. Zwar wurde uns geraten, sie noch ein wenig wachsen zu lassen, um sie dann dreijährig und mit einem Stockmaß von über 1,60 m noch einmal vorzustellen, aber Zauberglück pfiff uns ein Liedlein darauf und beschloss, dass wenn sie nur wachsen soll, um dann über die Auktion verkauft zu werden, sie dann eben doch lieber klein bleibt. Den aufkeimenden Verdacht, dass sie sich immer dann nicht ihren Anlagen und Talenten entsprechend präsentierte, wenn sie annehmen musste, dass eine gelungene Vorstellung dann nur der Verbesserung ihrer Verkaufschancen dient, konnten wir nie ganz ausräumen, denn auch wenn Zauberglück dem Menschen gegenüber immer freundlich ist und keinerlei Untugenden zeigt, offenbarte sie ihre „dunkle Seite“ immer genau dann, wenn Interessenten kamen, die sich zunächst von ihrem kindlich naivem äußeren Erscheinungsbild mit dem kurzen feinen Kopf, dem Babygesicht mit der breiten Stirn und den großen Kulleraugen täuschen ließen und dann spätestens wenn sie ihr ein Möhrchen anboten, feststellen mussten, dass sich hinter Glückis trügerischer Maske eine zischende Natter verbirgt, die durchaus weiß, was sie will und vor allem dann keinen Spaß versteht, wenn es um ihren Anteil der Nahrung geht.

Die Nahrungssicherung stand ja bereits bei ihrer Eintragung und einer Verkaufsvorstellung im Fokus unseres verfressenen Pferdes, wobei zumindest die weniger bösen Zungen es als Zeichen von Gelassenheit und Souveränität werteten, dass Glücki lieber das Gras unter ihren Hufen zu erhaschen bemüht ist, als es mit bodenverachtenden Tritten zu ignorieren. Ich gebe zu, dass ich natürlich vor allem an Schauen immer froh um Glückis unerschütterliche Ruhe war, die sie auch an ihre Fohlen vererbte und wir so nie in die Verlegenheit kamen, eine hysterische Mutterstute und ein ängstliches Fohlen beruhigen zu müssen, während sich andere Pferde von ihrer Umwelt so sehr irritieren ließen, dass sie zur Gefahr für sich selbst und ihre Vorführer wurden. Doch diejenigen, die den Preis drücken wollten, bezeichneten sie eben doch eher als phlegmatisch und faul – was jedoch so nicht stimmt, denn Glücki kann durchaus sehr wach und munter werden, wenn sie einen Grund dafür findet.

Ihre plötzlich entdeckte Abneigung gegen Ponys brachte sie zum Beispiel auch ausgerechnet in dem Moment zum Ausdruck, als eine potentielle Käuferin sie in der Reithalle des Ausbildungsstalles, in welchen wir sie zum Anreiten gegeben hatten, zur Probe ritt. Anstatt den segensreichen Einfluss des vielgepriesenen Dillenburger Landbeschälers Mandant zu bestätigen, dessen Nachkommen nicht nur meistens doppeltveranlagt, sondern darüber hinaus stets von einer besonders großen Leistungsbereitschaft und einer sehr guten Kooperationsbereitschaft mit dem Reiter geprägt waren, die ihnen als Eintrittskarte in den Sport diente, wo sie Erfolge in allen Bereichen sammeln durften, marschierte sie mit angelegten Ohren rückwärts auf ein Pony zu, um dem den Stempel ihrer Hinterhufe aufs Fell zu drücken. Die vor Entsetzen starre Reiterin war in dem Moment nicht nur machtlos, auf Glückis Handeln noch Einfluss zu nehmen, sondern auch nicht mehr weiterhin interessiert, Zauberglück zu kaufen.

Nicht zuletzt bestach Zauberglück die Züchter, die sie sich ansahen, mit ihrem so begehrten „arognofreien“ Pedigree, mit welchem sie durchaus dem Ruf des Trakehner Verbandes nach Hengst-Linienvielfalt hätte folgen und den Anspruch hätte erfüllen können, das Bewährte zu erhalten, ohne den züchterischen Flaschenhals weiter zu verengen. Doch neben ihrer geringen Größe sprang natürlich auch immer ihre dominante Vererbung der Fuchsfarbe sofort ins Züchterauge und dass die Pferde in der brandroten Jacke keine Verkaufsrenner sind und der Markt eher nach dunkler Eleganz verlangt, das hatten wir auch schnell gemerkt. Sicher spielt die Farbe bei den Dressurreitern eine größere Rolle zur Kaufentscheidung, als bei den Springreitern, aber die kaufen ihre Pferde meist auch erst dann, wenn sie bereits die ersten Erfolge im Parcours verbuchen konnten – was bedeutet, dass man den langen Atem von fünf Jahren braucht, um einen Käufer zu finden, der sich von der sportlichen Qualität des Pferdes überzeugen lässt und die als wichtiger einschätzt, als die zur eigenen Vorliebe passenden Farbe. Wobei dann auch die Dressurreiter bereit sind, einen Fuchs zu kaufen, wenn der im Viereck überzeugen konnte. Dass somit auch die fuchsfarbigen Hengste weniger Zulauf der nicht professionell orientierten Züchter verbuchen, als die Rappen oder eben schon wirklich Großes leisten müssen, um die Stutenbesitzer zu beeindrucken, damit sie auch ein Fuchsfohlen riskieren, haben wir auch immer wieder feststellen müssen. Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die potentielle Käufer für den weniger guten Dunklen mehr auszugeben bereit sind, als für den qualitätsvolleren Fuchs, obwohl es doch vielfach die Füchse waren und sind, welche in vorderster Front standen und stehen, um dort Schleifen und Pokale zu sammeln, denn denkt man an Brentano, an Weltmeyer, Quando-Quando und Donnerhall als Dressurvererber oder Furioso II, an Ludger Beerbaums Goldfever oder Baloubet du Rouet als Springvererber, dann sind das alles Hengste in brandroter Jacke, deren Fuchsfarbe man gerne in Kauf nahm oder nimmt, weil sie die entsprechende Leistung zu sichern vermochten oder sogar über Generationen zu sichern vermögen. Insofern sollte es eigentlich niemanden verwundern, dass es auch die Züchter gibt, die überzeugt sind: „Die Füchse, die waren immer die Besten!“.

Die trafen wir aber leider nicht ... oder vielleicht Gott sei Dank nicht, denn sonst hätten wir vielleicht doch irgendwann ein gutes Angebot erhalten, das uns überzeugt hätte, unsere Zauberglück zu verkaufen

Mahé - die schönste Seychelleninsel oder die gartigste Terrorinsel?

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Eigentlich wollten wir unsere Pferdezucht verkleinern, doch dann bekam ich am 23. Dezember 2007 von einer Bekannten eine Email, in der ich einen Link zu einer Verkaufsanzeige im Internet fand, verbunden mit dem Satz: „Für Dich gestrickt – unbedingt anschauen!“.

Immer noch fest entschlossen, kein weiteres Pferd zu uns zu holen, aber dennoch neugierig geworden, klickte ich auf die farbig hervorgehobene Zeile, die mich direkt mit der Website verband und zu Mahé führte ... und damit warf ich auch schon Sekunden später jeden guten Vorsatz über Bord, wirklich nur zu kucken und keinesfalls auch nur darüber nachzudenken, wie es denn wäre, noch eine Stute mehr zu haben, denn ich sah das Foto von Mahé und es war um mich geschehen.
Natürlich weiß ich, dass in Zeiten von Bildbearbeitungsprogrammen manchmal getrickst wird und so manch nahezu perfekt aus dem Rahmen dem Betrachter entgegenblickendes vierhufiges Model ist in Natura nicht annähernd so vollkommen schön, wie in abgelichteter Form – was ja auch bei den zweibeinigen Stars der Laufstege vorkommen soll – aber es war nicht mal nur der äußere Eindruck, nicht der gewaltige Schub aus der Hinterhand, den sie auf dem eingestellten Trabbild vermuten ließ, nicht die groß und schräg angelegte Schulter, nicht die guten Winkel in den Gelenken, nicht der insgesamt sehr harmonische Körperbau und noch nicht einmal der mächtige und gut angesetzte Hals und das leichte Genick oder das feine Trakehner Köpfchen mit den Sichelöhrchen, die mich sofort auf die Vollblutahnen hinwiesen, sondern ich verfiel ihrem Blick, in dem so viel Anmut und Stolz lag, dass mir der Atem stockte, weil ich für den Bruchteil einer Sekunde glaubte, sie hätte mir mitten ins Herz geschaut. Im Prinzip stand mein Entscheid in diesem Augenblick schon fest, weil ich wusste, dass ich es von Stund an immer nur bereuen würde, sie nicht zu uns geholt zu haben, wenn ich diese Chance ungenutzt verstreichen ließe und trotzdem bereitete mir Mahé noch eine schlaflose Nacht, denn einerseits las ich die Informationen zu den Fotos mit Begeisterung, weil es genau dieses Pferd noch perfekter machte, dass sie zum Beispiel als Prämienstute eingetragen wurde, eine sehr gute Zuchtstutenprüfung ablegte, sich auch in der Zucht bewährte und sechs Fohlen geboren hatte, aber Mahé war dementsprechend eben auch keine junge Stute mehr, denn sie wurde am 22.02.91 geboren und zählte bereits fast 17 Lebensjahre, als ich sie fand. Wenn es nun eine Vernunftentscheidung hätte sein sollen, dann wäre er sicher gegen Mahé ausgefallen, aber Liebe und Verstand wohnen nun mal an ganz unterschiedlichen Orten und Pferde, die man mit dem Kopf kauft, finden nur selten zum Herzen .... aber genau dort war Mahé ja längst angekommen und nun hatte sie mich ja sowieso bereits mit ihrer unwahrscheinlichen Ausstrahlung und Präsenz verzaubert, obwohl ich von ihr nicht mehr als ein paar Fotos und ihre Daten kannte.

Dazu gehörte zum Beispiel auch, dass sie in das Leistungsstutbuch A und D der FN (Fédération Equestre Nationale – Deutsche Reiterliche Vereinigung), welche der in Warendorf ansässige Bundesverband für Pferdesport und -zucht in Deutschland ist, der bundesweit die Organisation des Turniersports und der Pferdezucht mit ihren zahlreichen Landes- und Bundeszuchtverbänden regelt, eingetragen wurde.:Über die Auszeichnung als Prämienstute hinaus gab es aber noch einen weiteren Pluspunkt, der für den Einzug Mahés als Zuchtstute bei uns sprach, denn es gelang ihr vierjährig, im Jahr 1996, anlässlich der Trakehner Landesschau in Donaueschingen den 1. Staatspreis zu erhalten und somit bestätigte sich ihre überdurchschnittliche Bewertung, die sie bei ihrer Eintragung ein Jahr zuvor erhielt nicht nur, sondern zeigte auch, dass sie sich exakt so weiterentwickelt hatte, wie die Bewertungskommission des Trakehner Verbandes es sich von der Jungstute erhoffte, als man sie zur Prämierung vorschlug.

Für mich persönlich sind es nun aber nicht die Titel und Erfolge, die ein Pferd wertvoll machen, denn wie immer, wenn Menschen ein Urteil sprechen, hängt es nicht nur von der Nähe oder Weite ab, die den Abstand zum Ideal misst, sondern auch stark vom persönlichen Geschmack und dem eigenen Schönheits- oder Perfektionsempfinden desjenigen der es richtet und auch wenn Gelenkswinkel sich in einer Graduierung definieren, beziehungsweise das Zuchtziel die möglichst zu erreichende Vorgabe ist, so sind Beurteilungen und die vergebenen Wertnoten doch nicht immer nachvollziehbar, weil sie eben nimmer nur ein Spiegel subjektiven Empfindens des Zuchtrichters sein können. Trotzdem gelten aber Prämientitel und Noten, als zum Schlüssel für die Türen der Zuchtwelt, denn dem Fohlen einer hochbonitierten Stute ist schon aus dem Grund eine meist bessere Startposition auf dem Pferdemarkt gegeben, weil es zumindest die Erwartung rechtfertigt, die man als Interessent erst drei Jahre später als erfüllt oder vernichtet erkennen wird – vorher kauft man immer nur die Hoffnung. Dass man also als Züchter darauf achtet, möglichst nur die vom Verband als „sehr nahe am Zuchtziel“ bestätigten Stuten auszuwählen, um sich damit eine größere Vermarktungschance für ihre Nachkommen zu sichern, ist eine Form des Marketing und manchmal hat sie dabei nicht unbedingt etwas mit der eigenen Überzeugung zu tun, wenn man dem Mainstream folgt, um kostendeckend züchten zu können. Vielleicht finde ich auch gerade darum ein letztes Stückchen meiner persönlichen Idealvorstellung darin, nicht nur „modern“ zu züchten und nicht nur Abstammungen zu wählen die gerade „en vogue“ sind, sondern dem „Bewährten“ zu vertrauen, das man vermutlich eher in der Konsolidierung, als im Streben nach den aktuellen Trends verwirklichen kann.

Da also bei Mahé wirklich alles zunächst mal passte, hätte ich das Gefühl vom Kribbeln im Bauch, das sich immer dann bemerkbar macht, wenn man sich verliebt, eigentlich endlich zulassen und genießen können, aber so verlockend das Angebot war, so groß war auch das Risiko, sie als Zuchtstute bei uns aufzunehmen, denn so ganz ohne Handicap gab es Mahé leider nicht.
Nachdem sie von 1995 bis 1999 fünf gesunde Fohlen in Folge geboren hatte, die heute sportlich erfolgreich in der Dressur sind und für ihre Fruchtbarkeit ins Leistungsstutbuch D eingetragen wurde, kam ihr Rappfohlen von Solero im Jahr 2004 lebensschwach zur Welt und wollte nicht am Leben bleiben. In den folgenden vier Decksaisons blieb sie güst, was man auf Vernarbungen in der Gebärmutter zurückführte, welche die Prognose einer erneuten Trächtigkeit auf 15-25% verringerten und ihr die Diagnose „zuchtuntauglich“ einbrachte.

Leider erkrankte sie dann zu allem hin auch noch an einer Huflederhautentzündung, von der sie sich zwar erholen konnte, aber als Reitpferd für einen sportlich ambitionierten Reiter schied sie damit natürlich aus und fügte ihrer beginnenden Sammlung von weniger rühmlichen Auszeichnungen nun auch noch die der Frührentnerin aufgrund von Reit- und Sportuntauglichkeit hinzu. Spätestens mit diesem Wissen hätte sie für mich vollkommen uninteressant werden müssen, denn ich wollte ja kein Altersheim für Gnadenbrotpferde ohne Perspektive für Sport und Zucht gründen und dafür nun möglichst viele Teilnehmer an meinem Projekt gewinnen, sondern wenn ich überhaupt über eine weitere Stute nachdenken wollte – was eigentlich bei dem Vorhaben der Zuchtverkleinerung auch nicht der Fall war – dann zumindest über eine, die auch eine realistische Chance mitbrachte, auch tragend werden zu können.

Trotzdem kam mir in keinem Augenblick der Gedanke, mir Mahé schnellstens wieder aus dem Kopf zu schlagen ... vielleicht lag es auch daran, dass ihr Vater nicht nur ein ¾-Bruder von unserer unvergessenen Anuschka war, sondern sie mich auch sehr an sie erinnerte. Nun mag da auch ein wenig der Wunsch der Vater meines Gedankens gewesen sein, denn Anducs Vater und somit Mahés Großvater Marduc war und ist nicht nur mein Favorit aller Trakehner Hengste, sondern für mich auch der Vererber, der an seine Nachkommen – auch über Generationen – sein herrliches Gesicht mit den großen ausdrucksvollen Augen und der breiten Stirn weiter gab, was ihnen diesen unverwechselbaren kindlich-unschuldigen Ausdruck verlieh, der mich auf eine einzigartige Art und Weise berührte. So mag es auch niemanden verwundern, dass ich einige seiner Töchter und Enkel und auch einen seiner Söhne, den Hessenhengst Malteser Gold, in unseren Ställen beherbergte und mich bei ihnen allen an ihren weit überdurchschnittlichen Grundgangarten mit dem schwungvollen, taktreinen Trab erfreute. Mit vornehmer Selbsthaltung bewegten sich alle meine Marduc- Nachkommen und die natürliche Aufrichtung ihrer Halsung vermittelte mir ein absolut sicheres Gefühl in ihrem Sattel. Als letzte direkte Repräsentantin ihres Vaters, die ihm, meiner Meinung nach so ähnlich sah, wie kein anderes Pferd das in meinen Augen vermochte, starb am 26.07.2004 unsere Anuschka und als sie uns für immer verlassen hatte, fiel es mir sehr schwer zu hoffen, dass niemals wieder ein so charismatisches Pferd bei uns leben wird.

... und nun sollte sich dennoch vielleicht mit Mahé meine stille Hoffnung doch erfüllen dürfen und diese Chance wollte ich nutzen. Wobei es natürlich, bevor ich weitere Schritte unternehmen konnte, es sinnvoll schien, erst einmal das Einverständnis meines Ehemannes einzuholen und das bedeutete, die Sache geschickt einzufädeln. Viel Schlaf fand ich in jener Nacht nicht, aber dafür eine sehr gute Idee, denn da Weihnachten vor der Tür stand und ich sicher war, dass mein Göttergatte garantiert noch kein Geschenk besorgt hatte, um es mir am Abend unter den Tannenbaum zu legen, überraschte ich ihn am frühen Morgen des Heiligen Abends gleich mit dem Vorschlag, dass wenn er noch kein Weihnachtspräsent hätte, ich ihn aus der misslichen Lage befreien könnte, ohne dass er sich noch in das ungeliebte Festtagseinkaufsgewühl stürzen müsste, indem er mir sein Einverständnis zum Kauf einer Stute gibt.

Micha war natürlich erst mal sehr erstaunt, denn zwar hatte ich ihm nach dem Verkauf unserer letzten Scheckstute schon die Erlaubnis abgerungen, sie durch eine Trakehnerin zu ersetzen, aber als ich ihm nun gestand, dass diese Prämienstute nur darum abgegeben wird, weil sie seit fünf Jahren güst blieb, muss ihn mein nun an ihn geäußerter Wunsch doch erst einmal und auch noch im Nachhinein betrachtet, im Bezug auf meine züchterischen Intentionen sehr verwirrt haben - schließlich kennt er mich schon seit mehr als zwei Jahrzehnten und dass ich ihn mal zu überreden versuchen würde, eine unfruchtbare Stute anzuschaffen, wo ich sonst alles, was zwei Öffnungen unter dem Schweif hat tragend mache, wenn es nicht vorher bei drei auf einen Baum flüchten konnte, muss für ihn darum wohl nicht nur äußerst verwunderlich gewesen sein, sondern ihn darüber hinaus an meiner aktuellen Zurechnungsfähigkeit zumindest berechtigte Zweifel hegen haben lassen müssen.

Hätte er also nachgehakt, ob sich denn da eine fremde Macht des Körpers seines Eheweibes bemächtigt hat, weil ihm eine solche Bitte aus meinem Mund fremd und vollkommen ungewohnt vorgekommen sein muss, wäre dies für mich sowohl nachvollziehbar, als auch absolut verständlich gewesen. Doch nicht umsonst nenne ich ihn den besten Ehemann von allen, denn so einen Titel muss man sich verdienen und das hatte er zwar schon vor seiner Zustimmung, Mahé zu uns zu nehmen geschafft, aber nachdem er mir nicht nur den Entscheid überließ und meinte, dass er mir weder reinreden wird, noch sich gegen ein Pferd ausspricht, welches mir so sehr am Herzen liegt, dass ich jedes Risiko einzugehen bereit bin, zur Not eben auch noch viele Jahre ein unfruchtbares, unreitbares und in die Jahre gekommenes Pferdemädchen zu füttern, von dem mir vielleicht kein Nutzen, außer dem der Freude an ihr entsteht, verlieh ich ihm den Zusatz des allerbesten Ehemannes von allen.

Mit dem O.K. meines Mannes und damit dem Freifahrtschein für Mahé zu uns in der Tasche fiel es mir natürlich noch schwerer, nicht sofort die in der Anzeige angegebene Telefonnummer zu wählen, aber so direkt am Mittag des heiligen Abends wollte ich eigentlich niemanden stören, der vielleicht noch in letzter Minute Geschenke besorgen oder die Gans in den Ofen schieben hätte müssen. So blieb mir weitere Zeit zum Grübeln und damit verbrachte ich auch die zweite schlaflose Nacht wegen Mahé. Am Morgen des 25. Dezember schickte ich dann erst einmal eine Email los mit der Anfrage, ob denn das Pferd noch da sei und das Angebot dem entsprechend aktuell, denn schließlich wollte ich meine Hoffnung und Vorfreude nicht nähren, um dann enttäuscht feststellen zu müssen, dass ich mir all die Gedanken und Überlegungen hätte sparen können, weil die schöne Anduc-Tochter längst neue Besitzer gefunden hatte.

Aufgeregt wie eine Debütantin am Opernball rief ich ungefähr alle drei Minuten in meinem PC das Email-Postfach auf und erhielt dann endlich die so sehnlichst erwartete Nachricht, dass es zwar bereits etliche Kandidaten gab, die der Stute ein neues Zuhause zu geben bereit wären, aber der optimale Platz, den sich die Verkäufer vorstellten noch nicht dabei gewesen ist. Rasch flogen meine Finger über die Tastatur, als ich anschließend gleich die Frage formulierte, wann ich denn anrufen dürfte und als es „Pling“ machte und die Antwort auf dem Bildschirm lesbar wurde, konnte ich es kaum fassen, dass da stand, dass man meinen Anruf gerne auch sofort erwartet. Dass Mahé wirklich wie für mich gestrickt war, wurde mir im folgenden Gespräch immer bewusster und nachdem nochmals diverse Emails hin und hergeschickt worden waren und meine Sammlung von Mahé-Bildern damit auf eine stattliche Anzahl anwuchs, mit der ich bereits ein Mahé-Fotoalbum hätte anlegen können, formte sich nicht nur mein Gefühl Mahé von hinten, von rechts und links zu kennen, sondern ich wusste auch fast alles, was es über ihre Nachzucht zu wissen gab und ich war mir ganz sicher, dass ich nie wieder in einer Nacht ein Auge zutun könnte, wenn ich diese Stute nicht zu uns holen würde.

Mahé wurde also zu meinem ganz besonderen Weihnachtsgeschenk, und mit ihr erfüllte sich für mich ein Züchtertraum, denn Anduc als Vater mit Mahagoni, dem außergewöhnlichen Dressurvererber auf der Mutterseite und dann noch einer Vollblutfamilie als perfektes Tüpfelchen auf dem i – diesen Wunsch hegte ich schon lange und weil sie absolut meinem Beuteschema entsprach, schien mir das schon mehr als ein Zufall, sondern ein Wink des Schicksals zu sein. Mir war durchaus bewusst, dass sie nachdem sie nach fünf lebend geborenen Fohlen und einem lebensschwachen Sohn, der erlöst wurde, vier Jahre güst geblieben war und ihr fortgeschrittenes Alter eigentlich auch nicht mehr viel Zeit für Experimente ließ, alles andere als eine sichere Zuchtstute sein konnte, aber ich zweifelte keinen Moment daran, dass sie uns noch ein Töchterchen würde gebären wollen, das ihre Gene der Zucht erhalten könnte, wenn wir ihr die Chance dazu nur geben würden und so zog sie trotz der schlechten Prognose einer Chance auf Trächtigkeit am 5. Januar 2008 bei uns ein.

Vermutlich haben sich die meisten Leute, die ich schon im Vorfeld über meine Pläne, meine Hoffnungen, aber auch meine Bedenken eingeweiht hatte und denen ich anschließend erzählte, dass wir Mahé zu uns geholt haben gefragt, was mich zu diesem absolut irrationalen Entscheid bewog, denn auch wenn sie es nicht offen aussprachen, dass sie das Karteikärtchen mit meinem Namen nun endgültig in die Schublade der unbelehrbaren Spinner und gnadenlos Naiven oder gar hoffnungslosen Irren ablegten, hörte ich an den zweifelnden Untertönen in ihren Stimmen, was sie dachten, wenn sie uns „trotzdem viel Glück mit Mahé“ wünschten.

Vielleicht war es auch gut, dass ich ihnen die Antwort schuldig bleiben durfte, weil es für mich schwierig gewesen wäre, stichhaltige und rational nachvollziehbare Argumente gegen Mahés Mankos zu finden, denn tatsächlich war mir sogar bewusst, dass ich absolut rigoros gegen meinen Verstand handelte und jede in irgendeiner Form erklärbare Vernunft und trotzdem ahnte ich, dass ich weit mehr in ihr finden würde, als nur eine unfruchtbare Zuchtstute und ein überdies auch noch untaugliches Reitpferd ... aber es war eben auch nur diese Ahnung oder vielleicht eine Art Intuition, durch die es sich richtig anfühlte, Mahé dazu einzuladen, fortan gemeinsam lebenszureisen.

Natürlich waren da auch Fakten, mit denen man jeden Züchter hätte überzeugen können, den Versuch zu wagen und da war ja auch ein lang von mir gehegter Wunsch, der sich mit ihr als Tochter des Anduc erfüllte und durch den ich nun sogar das Versprechen einlösen konnte, das ich ihrem Vater gab, als ich ihm zusicherte, dass er eines Tages auch ein Pferdekind für meine Zucht zeugen dürfte und nachdem er dann doch leider nie mein Schwiegersohn geworden ist, weil dann die Zeit irgendwie gegen unsere Verbindung arbeitete und er, während ich mich im Diesseits um die passende Stute für ihn bemühte, still und ohne Abschiedsgruß an mich ins Jenseits galoppierte, schien es mir, als hätte er mir vielleicht genau diese, seine Tochter trotzdem noch für mich hinterlassen und damit wohl seinen Teil der Abmachung - wenn auch zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon nicht mehr daran glauben mochte – ebenfalls eingehalten.

Es mag vermessen klingen, wenn ich nun schreibe, dass ich sein Vermächtnis, das er in Mahé zu mir geschickt hatte niemals hätte ablehnen können, denn wir hatten uns ja nur einmal getroffen und ich hatte ihn ohne Umschweife und ohne sein Einverständnis vorher zu erfragen, gleich in die Pflicht als potentiellen Schwiegersohn genommen – schuldig war er mir also eigentlich nichts geblieben, auch wenn ich glaubte, in seinen Augen ein Versprechen lesen zu dürfen und doch hatte ich das Gefühl, dass sich nun mein Wunsch nach einem Anduc-Nachkommen erfüllte, weil er es so gewollt und arrangiert hatte.

Er hatte sich zwar eine Menge Zeit damit gelassen, aber vielleicht war es auch gar nicht seine Schuld, dass ich so spät erst zu seinem Andenken an ihn finden konnte, denn schließlich lag es wohl eher doch an mir, dass ich es nicht suchte ... oder eben nicht intensiv genug ... oder dass ich glaubte, es in Anuschka gefunden zu haben, weil sie seine ¾ Schwester war und damit wenigstens ein paar Gene mit ihm teilte.

Bei diesem Gedanken schämte ich mich, denn ich bin ihm nahezu 12 Jahre immer doch ein wenig gram gewesen, weil er sich einfach so davongestohlen hatte und ich annahm, dass er sein Versprechen nicht einlösen wollte und darum war es wohl Zeit, dass ich mich bei ihm entschuldigte, weil er mir einst viel besser zugehört hatte, als ich ihm und ihm nun endlich statt meiner Vorwürfe meinen Dank hinaufschickte dafür, dass er in Mahé für mich unsterblich werden sollte.

Allerdings lag ja das große Problem bei ihr nun genau darin, dass die Chance, ihm auch in seinen Enkeln bei uns begegnen zu dürfen, im Prinzip verschwindend gering war, wenn man den Prognosen der Tierärzte Glauben schenken wollte.

Um es gleich vorauszuschicken: Mahé wurde bei der ersten Besamung am 22. Mai 2008 tragend und gebar uns am 19. Mai 2009 ihre kohlfuchsfarbige Tochter Ménage à trois und um das „Wunder festzuhalten gibt es ihr Trächtigkeitstagebuch

So erfüllte sich mit Mahé ein einst gehegter Traum und wenn ich auch schon gleich, als ich ihr Foto sah wusste, dass sie es sein soll, an der ich mein Versprechen an Anduc und er seins an mich einlösen wird, bin ich heute sicher, dass der Himmlische sie zu uns geschickt hat. Vielleicht ist Mahé die Tochter, die ich mir im Angesicht ihres Vaters wünschte, mit ihm zu züchten, aber eigentlich ist sie viel, viel mehr für mich geworden.

Da Mahé während der Trächtigkeit nun an Selbstbewusstsein gewann und nachdem sie Hibiska bei ihrem Einzug genauso triezte, wie das die restliche Drachenbrut tat und ihr sogar bei abendlichen reinbringen, eben noch locker den Huf aus dem Sprunggelenk auf den Hintern knallte und weil sie am Tor immer ganz genau aufpasst, wer da vor ihr stehen dar und wer eher nicht, erhielt sie von unserer Tochter den wenig rühmlichen Beinamen „Terrorinsel“

Ménage à trois - das Wunder(pferde)kind

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Obwohl Ménage à trois einen bedeutungsvollen und mit Bedacht ausgesuchten Namen trägt, hört sie eher auf die wenig rühmlichen Kosenamen Kröti oder Zecki. Während wir also immer wieder gerne auf die Tiefgründigkeit verweisen, der zu ihrem „echten“ Namen führte, weil es wohl der Himmlische selbst war, der meine Hand führte und den passenden Zeitpunkt bestimmte, damit Mahé und Brave Heart dieses Wunder vollbringen durften, gibt es dafür, dass wir dieses Fohlen vom ersten Tag an „Zecki“ riefen, den recht profanen Grund, dass ihr Fell, kurz nach ihrer Geburt, respektive nachdem es getrocknet war, die Farbe annahm, wie man sie von dicken, vollgesaugten Zecken kennt ... also irgendwie usselig-schmuddelig graubraun.

Die Farbprognosen der Experten reichten von Rappe über Schwarzbraun bis hin zum Schimmel, denn schließlich wäre es ja gut möglich gewesen, dass ihr Vater ihr neben einer großen Portion Selbstbewusstsein – das dann auch dazu führte, dass wir sie noch heute „die freche Kröte“ oder einfach auch kurz „Kröti“ nennen – auch seine Schimmelfarbe vererbt hätte. Zunächst hielt ich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kröti sich für eine dieser Möglichkeiten entscheidet, auch für sehr hoch, doch dann wurden die ersten Anzeichen wieder sichtbar, die mir schon gleich nach ihrer Geburt aufgefallen waren, als ihr nasses Fell nämlich noch fuchsrot schimmerte. Allerdings changierte Ménage à trois Fell bei Tageslicht betrachtet eher in Richtung Tarnfarbe und so war es teilweise schwer, sie auf den ersten Fotos, die auf dem Paddock entstanden, zu erkennen, weil sie sich farblich kaum vom Sand abhob. Als sie sich dann noch als kleine Zicke entpuppte, erhielt sie den Beinamen „Tarnfarbenzicke“ – den sie aber auch schnell wieder verlor, nachdem sie ihm auch längst nicht mehr gerecht wird.

Nun möchte ich bei dieser Gelegenheit aber vorausschicken, dass dieses Wunderkind sich auch hätte entscheiden dürfen, ein grünkariertes Jäckchen zu tragen, denn als echtes Wunderkind wäre ihr 1. alles zuzutrauen gewesen und 2. war ich bereit, alles zu akzeptieren, was der liebe Gott zusammen mit Mahé und dem Schimmeligen gezaubert hatte, weil unser Glück viel zu groß war, dass der Schöpfer sie überhaupt noch einmal hat tragend werden lassen, als dass wir an diesem, für uns vollkommenen Wunderpferdchen irgendetwas hätten monieren wollen. Trotzdem freuen wir uns ganz besonders, dass sie sich entschied, eine Kohlfüchsin zu werden, deren Fell die Farbe von Zartbitterschokolade hat.

Dass Kröti den Status des Besondersten unter all unseren Pferden erhielt, liegt zwar ganz sicher auch daran, dass selbst innerhalb der Drachenbrut eine Position einnimmt, die keiner anderen Stute gewährt wird, denn sie hat den „Darf-Schein“ und darf all das, wofür jedes andere Herdenmitglied seine Strafe in Form zweier solider Hufabdrücke auf der Hinterbacke, quasi als Stempel für „Antrag abgelehnt“, erhalten würde und obwohl auch selbst mir dann ab und zu der Atem stockt, wenn sie mit der Selbstverständlichkeit, die schon etwas von Dreistigkeit hat, von einer Stute zur nächsten schlendert, um deren Futter zu degustieren und sich dann zu entscheiden, wem sie die Ehre gibt, sie an seiner Portion partizipieren zu lassen, weiß ich doch, dass es wohl der Himmlische selbst sein muss, der seine Hand schützend über dieses Pferdemädchen hält und immer ein besonders waches Auge auf sie wirft, damit ihr kein Leid geschieht.

Hibiska - die Bettelprinzessin

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Hibiska kam als Jährling im Tausch zu Hirtenherz, der ersten Tochter von Linné und der Hirtenglück, unserer Happy, am Montag den 15. September 2008 zu uns.

Als sie bei uns einzog, hieß sie nur „die Kirchenmaus“, weil sie im Vergleich zu unseren durchweg sehr propperen Jährlingen so mager und irgendwie ärmlich aussah, mit ihrem struppigen Fell, mit dem sie uns an ein gerupftes Huhn erinnerte und das gar nicht rabenschwarz glänzte, wie man das von einem Rappen erwarten würde, sondern stumpf und mausgrau wirkte. Ihren zweiten Kosenamen, „Gretchen“ erhielt sie aus dem gleichen Grund, denn sie sah – zumindest neben Glücki, der dicken roten Raupe, Happys barocken Formen und ihren immer leicht moppeligen Jahrgangsgefährten Bambi und Amarula, die beide auch noch den einen oder anderen Schluck aus dem Euter ihrer geduldigen Mütter abholten - dünn wie eine Fischgräte aus und ihr Kopf machte den Eindruck, dass er für den dünnen Hals viel zu groß geraten sei. Aus dem „Grätchen“ wurde aber rasch das zumindest schmeichelhaftere „Gretchen“.

Doch aus der anfänglichen „Bettelprinzessin“ formte sich innerhalb von nur acht Wochen eine wahre Aristokratin, deren Fell wie Ebenholz glänzt und deren wohlproportionierter Körperbau mit der wohlgerundeten Kruppe und dem kräftigen Hals niemanden auf die Idee bringen könnte, dass Hibbi einst Gr(a)etchen, Kirchenmäuslein oder Bettelprinzessin genannt wurde.

Mit ihren hinzugewonnen Körperrundungen und dem neu erwachten Selbstbewusstsein, gewann sie nicht nur an Schönheit und Ausdruck - sie gewann auch an Beachtung, sodass sie bald nicht nur Mitleid von den Besuchern erntete, sondern immer mehr auch Bewunderung. Es schien, als wäre sie nun in die großen Hufspuren ihrer bedeutenden Vorfahren hineingewachsen.

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Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub
(Antoine de Saint Exupéry)


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