Ganz herzlichen Dank für Deine lieben Worte und ich freue mich, dass Dir der Spanier gefällt - in der Regel sind es ja Cora und Zauberglück, die den Beifall einstreichen

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Wobei ich zugebe, dass vor allem Lilos mächtiger Schädel für mich als Trakehnerzüchterin, die Wert auf edle Köpfe legte und auch dem arabischen Pferd sehr zugetan ist, sehr gewöhnungsbedürftig war ... ich finde mich langsam damit ab, dass die Reithalfter und Stirnbänder der Trensenzäume Größe Vollblut, die ich für die Trakehner verwendete, ihm viel zu knapp sind und ich teilweise WB extra kaufen musste
Obwohl ich natürlich immer bemüht war, jedem Pferd gegenüber aufgeschlossen zu sein und als ich noch wie Du, Beritt- und Korrekturpferde ausbildete und vor allem wenn fremde Stuten zur Besamung zu uns kamen, war es mein eigenes Gesetz, stets daran zu denken, dass jedes Pferd auf seine Weise vollkommen in seiner persönlichen Schönheit ist und ich versuchte, diese Pferde durch die Augen ihrer Besitzer zu sehen, die sie ja liebten und nicht hören wollten, dass ich sie vielleicht nicht nicht so hübsch finde, denn es ist ja nicht an mir zu werten.
Trotzdem geht mir heute immer noch das Herz auf, wenn sich die feinen Trakehnerköpfchen über die Boxentüren schieben ... aber es zaubert mich auch ein Lächeln ins Gesicht, wenn Lilos spanischer Dickkopf sich mir zuwendet.
Mit den schwarzen Perlen hätte ich mich wohl ganz sicher auch anfreunden können, einzig die Sorge, dass die Puschelfüße viel Pflege und erhöhter Aufmerksamkeit bedürfen, hat mich immer zögern lassen, denn ich hatte auch mit Tinkern zu tun und Freunde von uns hatten zwei Shire-Stuten und die Mauke-Problematik war dort üblich ... aber beeindruckend finde ich es schon, wenn sich ein Friese mit Wallemähne und fliegenden Federn an den Beinen in Bewegung setzt und ich stelle mir diese Pferde ähnlich versammlungsbereit und intelligent vor, wie ich das inzwischen von meinem Spanier kenne.
Die Leistungsbereitschaft der Trakehner ist nun leider ein Thema, mit dem man die Gegner der Rasse nicht beeindrucken kann, denn der Spruch "Trakehner, Trakehner, von Zehnen tut eener", kommt nicht von ungefähr, denn es sind Pferde, sie so sensibel sind, dass sie ihren Reiter extrem reflektieren. Ihre Einstellung zur Arbeit ist von der Einstellung zu ihrem Menschen abhängig. Das spricht also sehr für Dich und Dein feines Reiten, wenn Dir die beiden Elchschauflerinnen ihre Mitarbeit anbieten und sich leistungsbereit zeigen.
Allerdings gebe ich auch zu, dass ich ich die - im Vergleich zu den Trakehnern - unkomplizierte Einstellung des Spaniers durchaus genieße, denn das was er einem an Geschenken hinterherträgt, muss man sich bei den Trakehnern erst verdienen und sich diesen Geschenken auch würdig erweisen, bevor man sie erhält.
Die bekannteren Trakehnerzüchter kenne ich meistens - zumindest vom Namen, denn nach 35 Jahren, die ich von Trakehnern beleitet wurde, waren nicht nur ddie Hengst- und die Stutbücher meine Bibeln, sondern ich fuhr auch zu den Körungen, Zuchtschauen und zu den Auktionen und Verkaufsveranstaltungen, wo man zum Teil der großen Trakehnerfamilie werden darf. Aber ich freue mich immer, wenn ich Menschen kennenlernen darf, mit denen ich in Abstammungen, Stutenfamilien und Einnerungen "an die gute alte Zeit" schwelgen darf, in der es weniger um den Kommerz und mehr ums Pferd ging - bitte nicht missverstehen: ich finde Zuchtfortschritt wichtig und natürlich züchtet man sinnvoller Weise nach dem Zuchtziel, das der Markt möchte, aber ich finde, dass gerade dem Trakehner dadurch viel verloren ging, dass der Genpool immer enger wurde und nur noch wenige Hengste stärker genutzt werden. Ich habe auch nichts gegen Sixtus, Caprimond und Kostolany, respektive deren Söhne in der Zucht, aber manchmal frage ich mich, ob die Trakehnerzucht damit nicht den gleichen Weg geht, wie die Sportpferdezucht, in der das Dressurlager von Pferden bestimmt wird, deren Name mit D, R oder W beginnt und in der ein Springpferd eben ein Pilot sein muss oder ein Holsteiner, der das hohe C verkörpert, respektive der Landgraf mindestens einmal im Pedigree vorweisen kann. Sportlichkeit ist sicher wichtig und sie liegt ganz bestimmt in diesen Genen, aber ein Mandant im Pedigree lässt meine Augen mehr strahlen, als ein Sixtus, denn bei aller Sportlichkeit muss auch die Einstellung stimmen und last but not least, sucht nicht jeder ein S-Pferd, das er vielleicht nicht einmal bedienen kann.
So - nun aber Schluss mit den kritischen Zuchtgedanken - wie stammen denn die Trakehnermädchen ab, die Du ausbildest?
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Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub
(Antoine de Saint Exupéry)