Da ich mich nicht entscheiden konnte ob ich bei den Talentfreien, den Niedersachen oder den Fahrern poste mache ich doch einfach mal ein neues Thema auf, so dass es die lesen können, die es vielleicht verfolgt haben und sich dafür interessieren.
Bilder gibts vielleicht auch noch...
Wenn man so langsam den Gedanken reifen lässt, es vielleicht mal eine Klasse höher zu versuchen, wählt man den Ort des Geschehens sicher mit Bedacht aus. Die Aufgabe vielleicht nicht ganz so schwer, das Starterfeld in den Vorjahren überschaubar und so gestrickt, dass man denkt, OK, da werde ich vielleicht nicht Letzter, ein Kurz-Gelände, das dem eigenen Pferd entgegen kommt... Macht man vielleicht so. Ich auch. Saison drum herum geplant - und dann kommt die Ausschreibung raus - und plötzlich ist es die höchstdotierte Prüfung für Einspänner in ganz Europa
Da kann man sich dann denken, wer da so zum Geld verdienen anreist. Und nennt trotzdem, weil man sich denkt, vielleicht geht man ja in der Masse ganz unauffällig unter.
Trotzdem, einfach mal als Vergleich, wer sein erstes S-Spingen starten will und gegen Ehning, Beerbaum und Konsorten antritt, und nicht gegen deren drittbeste Nachwuchspferde, sondern die erste und zweite Garde, der weiß jetzt wie ich mich fühlte. Da waren 3000 Jahre Fahrerfahrung und ich weiß nicht wie viele Goldene Fahrabzeichen versammelt. Von nationalen und internationalen Titeln ganz zu schweigen. Aber andererseits, wann hat man schon mal die Chance, sein kleines Mickerpferd gegen diese Liga der Überflieger zu starten? Ich habe mir die Starterliste aufgehoben, das ist eine tolle Erinnerung! Und für mein Startgeld konnte ich all diese geilen Pferde sogar live sehen!
Es ging also Samstagnachmittag mit der Dressur los. Brezelnde Sonne, stickig und heiß – nicht gerade Kleine Schwarze Pferde-Wetter. Auf dem Abfahrplatz war aber noch alles im Plansoll. Ich hatte mich nur bei den ersten 2 Gespannen gewundert, warum die Pferde im Viereck so matt wirkten und schob es auf eine anstrengende Saison. Als ich selber reinfuhr, wusste ich es: Der Platz lag tiefer als der Abfahrplatz und war weder trocken noch fest, sondern feucht und klebrig, das war wie auf Schaumstoff fahren. OK, kurzfristige Änderung der Strategie, fehlerlos und flüssig durchfahren, keine Taktfehler riskieren und die Punkte rausarbeiten. Das flutschte auch alles ganz gut, ich war sehr zufrieden, aber mein Trainer (und wie ich später feststellte auch die Richter) bemängelten den fehlenden „Ausdruck“. Naja, 65% kamen raus, das fand ich angemessen, war gut zufrieden und damit am Ende 22. von 28 – nicht Letzte!
Direkt danach ein Kegelparcours, der aber wirklich alles beinhaltete, was in eine S reingehört. War ich froh, dass ich mir Donnerstag noch Teile des Pony-DM-Parcours nachgebaut hatte, das war nämlich derselbe Parcoursbauer, und jeder hat ja so seine Handschrift. Da waren ganz ähnliche Passagen drin und ich konnte das gleich sehr gut „lesen“. Das half aber nichts gegen das Gefühl, wie schaffe ich es eigentlich, hier nicht einfach alles umzufahren. Natürlich auf Spurbreite + 20 cm, keine Diskussion, wir sind hier nicht im Kindergarten, sondern in S... Tor 1-4 kurzes Vorgeplänkel, dann ein Stangen-L auf 2,50m, ich dachte, ich pass da gar nicht rein. Und dann ging es nur noch Schlag auf Schlag, rechts, links, rechts, links. War man durch ein Paar noch nicht ganz durch, da stand schon das nächste, aber im rechten Winkel, da weiß man gar nicht, wie man da hinkommen soll… Dazwischen nur eine einzige Strecke von vielleicht 30 Metern, wo man mal zulegen, bzw. Luft holen konnte.
Ich weiß nicht wie und warum, aber bis 17 waren wir tatsächlich fehlerfrei, da verlor ich kurz die Steuerung, und hatte meinen ersten Fehler. Dann den einzigen weiteren Weg, 18 wieder eine Kombination rechts-links, und dann bin ich vom ursprünglichen Plan abgewichen den kurzen Weg zu nehmen und dachte spontan, gibst dem Kleinen Schwarzen mal ein paar Sekunden um auch wieder klar zu werden, aber der längere Weg ließ mich schlechter auf 19 hinkommen, und den trafen wir dann auch. 20 war dann nur noch nach Hause fahren. Ein paar Zeitfehler gabs noch dazu, und so verabschiedeten wir uns mit 11 Strafpunkten, und ich dachte, OK, anständig aus der Affäre gezogen, damit rangierst du wahrscheinlich im letzten Drittel.
Ja, denkste. Da wurde ordentlich abgeräumt, auch von den wesentlich erfahreneren Fahrern, und als über 2/3 durch waren, stand für mich sogar noch die Siegerrunde zur Diskussion… Mir brach schon der Schweiß aus, aber ich wurde dann doch noch durchgereicht - und von den letzten beiden Startern mit ihren Zweitpferden aus der Platzierung gekickt. Das wäre aber auch zuviel des Guten gewesen, mit einem 13. Platz und Reserve bin ich mehr als zufrieden!
Danach haben wir erstmal ne Flasche Sekt geköpft.
Gestern sollte ja nun noch das kombinierte Hindernisfahren stattfinden. Ein Kegelparcours, der um zwei feste Hindernisse rumgebaut wird. Allerdings auf einem viel zu großen Platz, so dass es eher in Flachrennen ausartete, denn in technisch anspruchsvolles Fahren. Das war dann auch nicht ohne, schon in der ersten Prüfung lagen 2 Gespanne auf der Seite, bzw. im Graben. Das wollte also achtsam gefahren werden.
Tja, und dann fing es an zu gießen. Und der feste Lehmboden verwandelte ich in eine rutschige Matschpiste. Und dann habe ich ziemlich schnell entschieden, daran nicht mehr teilzunehmen. Es ging um nichts, wir lagen an 20 in der Kombi, und warum dann womöglich noch eine schlechte Figur abgeben, wenn man dann eh nicht vorwärts fahren mag, und vor allem die Gesundheit des Pferdes riskieren. Wir also unsere Zelte abgebrochen und um 3 ab Richtung Heimat. Grundsätzlich widerstrebt es mir Dinge nicht zu Ende zu bringen, aber das war einfach eine Vernunftentscheidung. Heute habe ich anhand der Ergebnislisten gesehen, dass sich noch 6 weitere Fahrer so entschieden haben…
Tja, das war also das Abenteuer S. Einige aus unserem Landeskader waren auch am Start, mit denen lag ich in der Dressur ziemlich gleich auf, im Kegeln ließ ich bis auf einen alle anderen hinter mir – da kann ich doch ganz zufrieden sein. In zwei Wochen fahre ich nochmal ne schöne M, das wird mir wie Ferien vorkommen. Ob ich das andere nochmal brauche wird sich finden. Eigentlich war es mir viel zu Nerven aufreibend. Es wäre vielleicht auch einfacher gewesen, wenn nicht die ganze Elite da gewesen wäre, aber andererseits, wann hat man schon mal diese Chance?
Und dann mein Kleines Schwarzes
Er ist definitiv kein S-Pferd, da wird er nie vorne mithalten können, einfach vom Potenzial her. Aber dass er in der Lage ist, da eine ordentliche Figur abzugeben und in so einem anspruchsvollen Parcours besteht - das ist ein sooo gutes Gefühl. Einfach WOW.
Danke fürs Lesen, an die, die es bis hierher geschafft haben
Ich musst das mal loswerden.
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