Ich bin 53, und hatte letztes Jahr Corona- und Kurzarbeit-bedingt für 10 Monate kein Pferd. Es war eine furchtbare, inhaltslose Zeit. Sobald ich sicher war, dass ich meinen Job behalte habe ich sofort wieder nach einem Pferd geschaut. Und nach den Erfahrungen mit "Gebrauchten" dann doch wieder zum Jungspund gegriffen.
Es war eine gute Entscheidung. Ich freue mich jeden Tag auf das, was wir zusammen erleben und erarbeiten, und die vielen Fortschritte. Es macht mir überhaupt nichts aus, das ganze Jungpferde-ABC nochmal zu starten. Ich dachte, es würde mich nerven, wieder von vorne anzufangen, aber lieber bei Null als im Minus.
Und weil ich für mich alles gehabt habe und mit meiner sportlichen Situation zufrieden bin, kann ich es auch so langsam angehen lassen, wie es zu uns passt. Sicher könnte man Dotti mit ihren Möglichkeiten und ihrem Talent ruckzuck "fertig machen". Dann hätte man sie vermutlich aber auch fertig gemacht. Sie braucht viel Zeit und Bestätigung, ist neugierig, aber unsicher. Dann dauert es eben länger, und ich freue mich wie ein Schnitzel, wenn sie den nächsten Schritt geschafft hat. Ich bin sicher, dass sie eines Tages alles für mich tun wird. Das tut sie eigentlich jetzt schon, aber ich halte mich mit dem Fragen noch zurück
Das mit dem Knochen hinhalten ist übrigens wirklich so ein Ding. Ich überlege schon genau, was ich so riskiere. Ich bin nicht mehr so unbefangen und risikofreudig wie früher, dafür hat man vielleicht auch schon zu viel erlebt und gesehen. Manchmal bremst der Gedanke, was passieren könnte, mich schon aus. Meine Freundin ist im Mai ganz blöd vom Pferd gerutscht und hat sich beim Aufprall auf eine Wurzel den Oberarm gebrochen. Seither nur Schmerzen, an Reiten nicht zu denken, und die nächste OP vor der Tür. Momentan ist nicht mal sicher, ob sie jemals wieder wird reiten können. Da weißt du dann, dass du keine 20 mehr bist, und versuchst, das Risiko so gut es geht zu minimieren.
Aber ein Leben ohne Pferd? Never!