Vorweg: Ich möchte damit nicht "das Pferd als Belastung" benennen, wie es in einem anderen Threadtitel der Fall ist.
Liebe Enten,
Ich habe hier schon lange nicht mehr geschrieben. Aber im Moment brauche ich mal Input von außen, um mir über ein paar Dinge klar zu werden. Vielleicht habt ihr den ein oder anderen guten Impuls für mich.
Kurz zu mir:
Ich werde in wenigen Wochen 31 Jahre alt, bin Vollzeit berufstätig und pendle dafür tgl. 55km pro Strecke zur Arbeit, weitere 7 km von der Wohnung zum Pensionsstall, in dem meine 7-jährige Stute nun steht.
Ich hatte mein Pferd bis vor 2,5 Jahren in Selbstversorgung und bin zum Verein zum Training gefahren, bis ich dann, um eine RB suchen und besser trainieren zu können, in den ersten Pensionsstall gewechselt bin. Maßgebliches Problem war die Hallenbelegung im Verein, insbesondere, da meine Stute zu der Zeit noch am Beginn ihrer Ausbildung stand. Im neuen Stall nun gab es eine Berg- und Talfahrt und nachdem meine Stute auch nach Monaten nicht wieder das ruhige, gelassene und coole Pferd war, das es zuvor gewesen ist, habe ich den Stall gewechselt. Nun aber inkl. einer RB und einer neuen, tollen Trainerin, mit der wir Fortschritte erzielt haben.
In diesem Stall bin ich nun seit über einem Jahr. Meine Stute hat sich gut entwickelt, meine RB fiel zwischenzeitlich für ein Dreivierteljahr aus und stieg dann wieder ein, ich war einigermaßen zufrieden, auch wenn der Service für den Preis nicht meinen Ansprüchen als SV, was Heufuttermenge, Werdegang, etc. anging.
Die Pferde sind nun in der Stutenherde nachts draußen, die Wiese ist dank nun 11 (!) im vergangenen Jahr waren es 6 Stuten, bereits fast kahl. Ein Weidewechsel ist nicht möglich. Weidedienste müssen selbst organisiert werden und Weidegeld kommt zur Pension hinzu.
Kurz: Ich bin nicht zufrieden, was Preis-Leistung angeht. Die Zeit, die ich für den Weidedienst und Zusatzfutter aufbringe, habe ich früher gebraucht, um 4 Boxen in SV zu misten und zu füttern!
Nun kam gestern wieder eine lange Sprachnachricht meiner RB, dass meine Stute gestern "exorbitant schlecht" gelaufen sei inkl. Taktfehler usw. Sie schlägt vor, nach einem Check mehr und "härter" zu arbeiten. Nun ist es nicht so, dass ich sie rumlatschen lassen, wenn ich reite und meine Stute auch nicht 4 Tage die Woche rumsteht. Im Gegenteil: In der Regel hat sie einen freien Tag, manchmal auch 6x pro Woche Reiten (Dressur, Springen, Rennbahn, Gelände) und einen Tag Longe. Mit Trainer klappt es natürlich besser, aber ich steige nie ab, bevor das Pferd locker ist.
Sisyphos lässt grüßen: Als Pferdemensch normal, aber auch frustrierend: immer wieder gibt es Rückschritte, die angegangen werden wollen. Das ist im Team manchmal einfacher und manchmal viel stressiger. Ich merke, dass mich inzwischen schon der Erhalt eines Reitberichts stresst, sogar unabhängig davon, ob er positiv oder negativ ausfällt.
Ich versuche mal zum Punkt zu kommen.
Es stresst mich!
Und "Es" steht an dieser Stelle für den unheimlich energieaufwendigen Spagat zwischen sehr forderndem Beruf, Pendeln, Familie und Partnerschaft, Haushalt und Pferd. Also im Prinzip allem, was fast jeder Pferdebesitzer zu bewältigen hat.
Ich bin keine Turnierreiterin und habe daher zwar den Ehrgeiz, ein lockeres Pferd in allen drei Disziplinen zu reiten, aber es steht im Prinzip nur "selbstgemachter Druck" dahinter. Ich finde das Team aus Trainer, RB und mir super, wir ergänzen uns gut und stehen regelm. in Kontakt.
ABER. Ich möchte auf Dauer eigentlich meine Stute wieder bei meinen Eltern stehen haben (ca. 50% weniger Kosten, mehr Eigenverantwortung, dafür aber mit dem Anhänger zum Verein fahren müssen und kaum eine Chance auf eine RB mit Zugfahrzeug und Anhängerschein..), unter anderem, weil diese auf meinem Arbeitsweg liegen und das auch den Kontakt zu meiner Nichte, vertiefen würde.
Zudem kommen Gedanken zum Familienwunsch auf und langfristig wird es sich für mich nicht lohnen, 450€ für eine Unterbringung in einem Stall zu bezahlen, den ich dann ggf. als Schwangere/Mutter gar nicht so nutzen kann. Andererseits verlöre ich durch den Wechsel eine wirklich gut reitende (und dafür nicht zahlende) RB, die in meinen Stressphasen, in denen ich 15h außer Haus bin, immer einspringt und sich gut kümmert und reitet!
Ich bin hin- und hergerissen, welche die richtige Entscheidung ist. Ich weiß inzwischen, dass meine Stute nicht das Pferd ist, das man 2x wöchentlich reiten und Spaß haben kann, weil sie dann einfach nicht locker ist. Und ich weiß, dass ich mit der Entscheidung, wieder SV zu werden, auch die Logistik komplizieren werde und meine Stute statt jetzt 6-7x nur vielleicht 5x richtig was tun wird.. Aber ist das so schlimm? Ich kann mit ihr ausreiten fahren, alleine zu Lehrgängen, sie ist ein dem Menschen zugewandtes Tier, das mir eigentlich so viel Freude bereitet. Aber ich merke das manchmal gar nicht mehr?! Weil immer die Frage im Raum steht, wie sie dressurmäßig war..
Ich habe auch überlegt, ob zwischenzeitlich mal Pausen sinnvoll wären... aber wann? Jetzt im Sommer hab ich natürlich Lust, mich ewig draußen aufzuhalten.. Im Winter? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, ein paar Wochen mal runterzufahren und nur Stallarbeit zu verrichten?
Einzig klar ist mir, dass mich der Zustand der letzten zwei Jahre zwar etwas vorangebracht hat, aber das Pensum für mich gerade zu hoch ist und es in Zukunft so nicht weiter gehen kann.
Was ich von euch erhoffe, weiß ich gar nicht. Aber es tat gut, das einfach mal zu notieren.
LG
Tropi