Hallo zusammen,
ich bin noch recht neu hier und habe mehr quer gelesen. Dennoch würde ich euch gerne meine Geschichte erzählen. Und wenn es okay ist, von meinen Reitstunden erzählen.
Mit dem Reiten begonnen habe ich 1994. Vorher war ich bereits beim Voltigieren und habe meine ersten Erfahrungen mit dem Pferd gesammelt. Nach 3 Jahren habe ich den Stall gewechselt, weil ich mit dem Reitlehrer nicht zurecht kam. Im neuen Stall habe ich mich wohl gefühlt und habe auch immer wieder andere Pferde reiten dürfen. Dort war ich ca. 1 Jahr.
- Ich versuche alles etwas kurz zu halten -
Durch Zufall habe ich einen Aushang für eine Reitbeteiligung gesehen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur 4 Jahre Reitunterricht, keinerlei Abzeichen o.ä. Meine Eltern haben zugestimmt. Die Stute bin ich knappe 2 Jahre geritten. Auf ihr hatte ich meinen ersten schlimmen Reitunfall und auch bislang zum Glück den einzigen. Runter gefallen bin ich schon oft, bei ihr habe ich mir den Arm gebrochen. Dennoch war ich nicht aus der Ruhe zu bringen. Keine Spur von Angst oder Unsicherheit. Als dann der Reitplatz für lange Zeit unreitbar war (Halle gab es dort nicht), ich mit ihr jedoch nicht ins Gelände durfte, musste ich mir eine neue Reitbeteiligung suchen.
Ein weiterer Zufall brachte mir einen Wallach ins Haus, mit dem meine ersten Ängste und Unsicherheiten begannen, obwohl er mir bis heute in guter Erinnerung geblieben ist und ich ihn sehr vermisse. Ich war damals 15. Er ein 17jähriger, 1,80, großer brauner Wallach. Vor dem Reiten, musste er immer ablongiert werden. Gut, kein Problem. Beim Reiten war er sehr schreckhaft, zuckte bei jedem Lüftchen zusammen. Im Galopp blieb ich auf dem Zirkel. Er riss seinen Kopf hoch und fing an zu rennen und wurde unhaltbar. Anhalten ging nur, mit sehr engen Volten - wenn ich mich überhaupt getraut habe zu galoppieren. Durch eine chronische Augenentzündung wurde er auf dem linken Auge blind. Und damit wurde alles noch viel schlimmer. Als ich ihn kennen lernte, war es Sommer. Im Winter in der Halle - war es für ihn und für mich ein Adrenalinkick nach dem nächsten.
Am Hallentor vorbei ging nur, wenn es komplett verschlossen war. Aber wehe, draußen läuft jemand vorbei oder andere Geräusche. War das Tor offen, hatte ich gar keine Chance mit ihm da vorbei zu gehen, er war nur noch Panisch - ich wurde es auch Hatte er Angst, sprang er nicht nur mal zur Seite, nein, er ging direkt durch, streckte den Kopf nach oben, machte sich im Rücken steif.
Seine Angst hat sich so auf mich übertragen, das ich in der Halle nur noch auf einem Zirkel ritt. Oft bin ich sofort von ihm runter, wenn ich nur die kleinste Anspannung von ihm spürte. Dadurch saß ich oft keine 15min auf ihm drauf und habe ihn dann lieber nur longiert. Auch im nächsten Sommer wurde es auf dem Platz nicht besser.
Es verging kaum eine Woche, in der er mich nicht in den Sand gesetzt hat.
Er und ich haben uns gegenseitig mit der Angst so angesteckt, das wir keine vernünftige Bahn mehr hin bekommen haben. Dabei war er vom Boden so lieb. Wir haben gekuschelt, waren spazieren, am Boden waren wir ein Herz und eine Seele.
Aus heutiger Sicht bereue ich es, das ich so früh eine Reitbeteiligung bekommen habe, aber auch, das ich mit dem Wallach keinen Unterricht hatte. Mit Hilfe wäre es so weit sicher nicht gekommen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich ihn ritt, irgendwann wurde er wegen seines chronischen Hustens (den bekam er leider auch noch) auf eine Weide gestellt, dort wurde er laut Aussage der Besitzerin nicht ans Futter gelassen, er wurde wieder umgestellt, bis er sehr früh verstarb.
Noch heute denke ich sehr oft an ihn zurück. Er war ein tolles Pferd, ein toller Begleiter.
Nach ihm bin ich ein paar Pferde im Gelände geritten. Mal hier mal da. Im Gelände ist nie was passiert, entsprechend entspannt war ich.
Dann traf ich meine letzte Reitbeteiligung. Eine Stute, braun, 155cm, ehemaliges Springpferd mit Rückenproblemen
Bei ihr hatte ich selbiges Problem, wie bei dem Wallach. Sie war schreckhaft und im Galopp riss sie de Kopf hoch und fing an zu rennen.
Allerdings muss ich sagen, so Schreckhaft wie sie war, sie machte immer nur einen Satz zur Seite oder nach vorne und ging nicht durch. Dennoch habe ich sie immer erst ablongiert, damit der erste Dampf schon mal raus ist.
Ein paar mal war eine Bekannte dabei und hat mich von unten angewiesen, was ich tun soll. Wenn sie dabei war, war es besser. Dennoch, war ich mit ihr alleine hat meine Angst und Unsicherheit alles blockiert. Ich machte mich Steif und die Stute zu. Ich habe zwar nie aufgegeben und immer wieder versucht zu galoppieren (natürlich immer nur auf dem Zirkel und den so klein wie möglich, damit ich sie in der Biegung besser kontrollieren kann), dennoch war ich irgendwann so verunsichert, das ich die Galopp Hilfe nicht mehr richtig geben konnte.
Da die Stute und ich nie so richtig warm geworden sind, die Ängste und die Unsicherheit immer größer wurden, habe ich 2009 schweren Herzens beschlossen, mit dem Reiten aufzuhören.
Das war vor 8 Jahren..... bis zum Mai 2017....
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