Elea, ich kanns Dir sehr gut nachvollziehen...
Ich habe das Problem mit dem Reiten zwar Gott sei dank nicht, weil die Reitanlage vom Verein in 200 m Luftlinie liegt und ich regelmäßig 2 mal die Woche Stunde ausmache. Aber mein Hobbie Pferd genießen tu ich im Moment auch nicht mehr wirklich und laufe arg am Limit.
Bis vor 4-5 Jahren war unser Stall ein Traum. Für das Pferd ist er das heute auch noch, aber für mich als Mensch fällt durch die Tatsache, dass der SB inzwischen paarundachtzig ist und langsam etwas abbaut eben nach und nach immer mehr Arbeit an, zusätzlich zum misten und abäppeln was eh schon immer dazu gehört. Seine Familie übernimmt den Stall nach und nach, er wurschtelt aber überall noch mit rum und hat fixe Ideen. Die Familie ist sich unglaublich uneinig, jeder kackt jeden an, sprich die Stimmung ist meist auch eher so, dass man nur noch versucht sich aus der Schusslinie zu bringen. Zudem wird irgendwie an allen Ecken gespart, es gäbe einige dringend notwendige Reparaturen die aber nicht stattfinden, früher bekamen Sie so viel Heu und Futter, dass man aufpassen musste, dass sie einem nicht platzen, die Zeiten sind inzwischen auch eher vorbei. Aufs gras raus und reinbringen funktioniert nicht mehr einwandfrei, weil man sich da auf den SB nicht mehr verlassen kann, das er sie pünktlich bevor die Bremsenplage kommt wieder holt (er ist dann irgendwo unterwegs und vergisst es oder hockt sich daheim in sessel und pennt ein ;). Alle andern sind vormittags auch arbeiten. Nur eine andere arbeitet schicht und ist somit manchmal da. Ich war also als es so heiß war manchmal schon um halb 6 morgens am Stall und hab sie raus und bin dann gegen halb 10 wieder hin und hab sie geholt. Danach später auf arbeit. Das kann man mal machen aber nach paar Tagen bin ich aufm Zahnfleisch gelaufen und ich kann auch nicht immer nochmal auf arbeit weg oder erst spät hingehen.
Ich füttere abends wenn ich da bin meist selber, dann kann ich genau steuern welche Heumenge sie bekommt. Bedeutet aber auch, dass ich meistens 2 mal am Tag am Stall bin und das auch dann, wenn eigentlich meine RB an dem Tag da ist. Und es zermürbt eben, wenn man sich nicht mehr so ganz drauf verlassen kann dass alles läuft, wenn man mal nen Tag nicht da ist. ich sitz wenn ich auf Seminar bin nur die ganze zeit da und hoffe das mit dem Pferd alles in ordnung ist
Auf der andern Seite gehts den pferden mit der Eigenregie echt gut und sie fühlen sich wohl. Sie kommen ganzjährig ganztägig raus in der Gruppe, haben große boxen, der stall wird auch im winter nicht komplett luftdicht und warm verschlossen, sie kriegen tags auf dem Padock immer nochmal heu rausgefahren. Haben also nie mega lange Fresspausen. Wir haben super Reitmöglichkeiten gegenüber und ein tolles gelände direkt am Stall. Und vor allem: ich habe nur 10 min mim Fahrrad zum Stall.
ich habe mir aber unverbindlich mal ein paar Ställe angeschaut, ich fürchte nämlich , dass wenn heute mal was mim SB sein sollte, die Familie sich auf lange Sicht von den Einsteller trennen möchte, da die arbeit ihnen auch übern Kopf wächst.
Aber was ich so über mundpropaganda höre und auch woanders gesehen habe... da wird mir irgendwie angst und bange. Mindestens 10 kg Heu auf 3 Portionen sehe ich als notwendig an für ein schwerfuttriges Warmblut. Kriegt man aber hier im Umkreis in fast keiner der größeren Anlagen. Die rechnen alle eher mit 6 kg pro Pferd in 2 Portionen (morgens und abends). Raus kommen sie meistens nur auf Handtücher alleine oder zu zweit. gruppenhaltung ist nicht. Im Winter gibts oft gar keinen Auslauf. Die Ställe die eine gute Haltung bieten haben dann meistens keine Reithalle und manchmal noch nichtmal einen Reitplatz dabei. Oder es ist wieder Selbstversorgung, wo man alles selber organisieren muss. Und bei den wenigen die auf den ersten Blick gut aussehen, kriegt man dann über Mundpropaganda mit, dass die Pferde im Sommer in der Mittagshitze dann mal ohne Wasser auf der Koppel stehen oder im Winter die Tränke einfriert und es merkt über nen Tag lang keiner. Im anderen Stall haben alle Pferde extrem schlechte Leberwerte und keiner weiß warum. Das sind eben Dinge, die man bei ner Besichtigung auch noch nicht sieht. Von daher hätte ich echt schiss wohin zu wechseln und vom Regen in die Traufe zu kommen. Denn im Moment kann ich wenigstens die Haltung von meinem Pferd selbst optimieren, wenn ich aber ne Anfahrt von über 30 min hätte und es läuft dann auch nicht, kann ich nicht mehr 2 mal am Tag selber hinfahren.
Irgendwie komme ich grade zu dem Schluss, dass artgerechte Pferdehaltung offenbar nur mit irrsinig viel Eigenaufwand zu machen ist und nicht "eingekauft" werden kann. Für mich auch ein Punkt wo ich sagen muss: Sollte meine irgendwann mal nicht mehr sein, ich glaube nicht, dass ich mir so schnell wieder eins kaufe.